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AMD auf der Computex 2024: Vorstellung von Zen 5, Ryzen 9000, Ryzen 5000XT & Ryzen AI 300

AMD hat seine Computex-Keynote zu einer breiten Produkt-Vorstellung für Zen3- und Zen5-basierte Produkte genutzt – was natürlich auch die Vorstellung der Zen-5-Architektur selber beinhaltet. Jene blieb allerdings recht kurz, die Technik von Zen 5 wird dann wohl erst im Umfeld oder zum Launch der ersten entsprechenden Prozessoren ausgeblättert werden. Klar sind derzeit nur die Eckpunkte: Neues CCD aus der 4nm-Fertigung von TSMC, während das IOD augenscheinlich von Zen 4 weiterverwendet wird, ergo gibt als iGPU weiterhin eine RDNA2-basierte Lösung mit 2 Shader-Clustern sowie als offiziellen Speichersupport nunmehr wenigstens DDR5/5600 (bis zu DDR5/8000 unter XMP/EXPO). Zudem gab AMD den IPC-Gewinn von Zen 4 zu Zen 5 mit ~16% an, was ein gutklassiger Wert im üblichen Rahmen der IPC-Steigerungen der bisherigen Zen-Iterationen darstellt.

Weitere Benchmark-Folien vergleichen zudem das Spitzenmodell "Ryzen 9 9950X" mit einem Core i9-14900K unter einer Handvoll Anwendungs- und Spiele-Benchmarks. Hierbei gibt sich AMD deutliche Vorteile unter Anwendungen (+7% bis +56%) sowie mittlere Vorteile unter Spielen (+4% bis +23%) – ohne natürlich, dass hier eine ausreichende Benchmark-Anzahl erreicht wäre (jeweils 6 Stück), auf dass man diese Zahlen ernsthaft werten könnte. Die Performance-Wahrheit ergibt sich immer erst mit dem eigentlichen Launch bzw. den dabei erscheindenden Launch-Reviews, was zu einem noch nicht bekanntgegebenen Termin im Juli passieren soll. Auch zu den Preislagen hatte AMD bislang nichts offizielles zu sagen, während hingegen die Modell-Spezifikationen gemäß der Vorab-Berichterstattung einwandfrei gepasst haben und nunmehr nur noch mittels der Angaben zum Speichersupport, integrierter Grafiklösung und Base-Takt zu ergänzen waren. Damit bestätigen sich auch die in 3 von 4 Fällen niedrigeren TDPs der Zen-5-Modelle, womit AMD mal wieder etwas mehr zugunsten der Verbrauchseffizienz tut.

Zen 5 Basis Kerne Takt L2+L3 iGPU TDP Release
Ryzen 9 9950X Granite Ridge 16C/32T 4.3/5.7 GHz 16+64 MB RDNA2, 2 CU @ ≤2.2 GHz 170W Juli 2024
Ryzen 9 9900X Granite Ridge 12C/24T 4.4/5.6 GHz 12+64 MB RDNA2, 2 CU @ ≤2.2 GHz 120W Juli 2024
Ryzen 7 9700X Granite Ridge 8C/16T 3.8/5.5 GHz 8+32 MB RDNA2, 2 CU @ ≤2.2 GHz 65W Juli 2024
Ryzen 5 9600X Granite Ridge 6C/12T 3.9/5.4 GHz 6+32 MB RDNA2, 2 CU @ ≤2.2 GHz 65W Juli 2024

Weiterhin fehlend ist zwar die (wichtigere) Angabe des PPT als dem realen Powerlimit, aber es würde doch sehr verwundern, wenn AMD hierbei die bislang zuallermeist eingesetzte Formel "TDP +35% = PPT" nicht erneut benutzen würde (Ausnahmen von dieser Formel gibt es allein bei non-X-Modellen). Die niedrigere TDP bzw. PPT könnten die kleineren Zen5-Modellen denkbarerweise ein paar (wenige) Prozentpunkte Anwendungs-Performance kosten, im Gaming-Bereich dürfte die Differenz hingegen marginal ausfallen. Entweder ist sich AMD hierbei sicher, dass "Arrow Lake" keine Gefahr für Zen 5 darstellt – oder man hat vielleicht sogar tatsächlich auf die Prozessoren-Käufer gehört, welche sich mehrheitlich keinen Kampf um die letzten Prozentpunkte Performance zulasten einer klar schlechteren Verbrauchseffizienz wünschen. Zen 5 kommt natürlich wieder im Sockel AM5 daher, für welchen AMD nunmehr neue Prozessoren bis mindestens zum Jahr 2027 verspricht. Dies wären dieselben vier Jahre Laufzeit, welche einstmals zum Sockel AM4 versprochen wurden (von 2017 bis mindestens 2020).

Die hierzu gezeigte AMD-Folie weisst natürlich auch noch auf den in der Praxis erreichten außergewöhnlich langen Support-Zeitraum des vorherigen Sockels AM4 hin – welcher nach seinem Start im Jahr 2016 ("Bristol Ridge" APUs noch vor der Ryzen-Ära) selbst im Jahr 2024 noch mit neuen, wertigen Prozessoren bedient wird. Ähnlich langlebig war nur Intels Sockel 775 von zuerst den späten Pentium 4 Modellen und dann dem Core 2 (2004-2010). Für den Sockel AM4 kommen zu einem ebenfalls noch genauer bekanntzugebenden Termin im Juli die beiden neuen Modelle "Ryzen 7 5800XT" und "Ryzen 9 5900XT" in den Markt. Deren Effekt dürfte allerdings gegenüber den bestehenden Zen-3-basierten Modellen eher geringfügig sein bzw. muß AMD aufpassen, die richtigen Preislagen zu machen, damit jene beiden neuen CPU-Modelle nicht völlig chancenlos gegenüber den inzwischen im Einzelhandel weit unter Listenpreis gehandelten bisherigen Zen3-Modellen sind.

Zen 3 Basis Kerne Takt L2+L3 iGPU TDP/PPT Liste Straße Release
Ryzen 9 5950X Vermeer 16C/32T 3.4/4.9 GHz 8+64 MB ohne 105/142W $799 ab 315€ 5. Nov. 2020
Ryzen 9 5900XT Vermeer 16C/32T 3.3/4.8 GHz 8+64 MB ohne 105/142W ? ? Juli 2024
Ryzen 9 5900X Vermeer 12C/24T 3.7/4.8 GHz 6+64 MB ohne 105/142W $549 ab 239€ 5. Nov. 2020
Ryzen 9 5900 Vermeer 12C/24T 3.0/4.7 GHz 6+64 MB ohne 65/88W rein OEM 12. Jan. 2021
Ryzen 7 5800X3D Vermeer-X 8C/16T 3.4/4.5 GHz 4+96 MB ohne 105/142W $449 ab 275€ 20. Apr. 2022
Ryzen 7 5800XT Vermeer 8C/16T 3.8/4.8 GHz 4+32 MB ohne 105/142W ? ? Juli 2024
Ryzen 7 5800X Vermeer 8C/16T 3.8/4.7 GHz 4+32 MB ohne 105/142W $449 ab 180€ 5. Nov. 2020
Ryzen 7 5800 Vermeer 8C/16T 3.4/4.6 GHz 4+32 MB ohne 65/76W rein OEM 12. Jan. 2021
Ryzen 7 5700X3D Vermeer-X 8C/16T 3.0/4.1 GHz 4+96 MB ohne 105/142W $249 ab 199€ 31. Jan. 2024
Ryzen 7 5700X Vermeer 8C/16T 3.4/4.6 GHz 4+32 MB ohne 65/76W $299 ab 139€ 4. Apr. 2022
Ryzen 7 5700G Cezanne 8C/16T 3.8/4.6 GHz 4+16 MB Vega 8 65/88W $359 ab 158€ 13.4.21 / 5.8.21
Ryzen 7 5700 Cezanne 8C/16T 3.7/4.6 GHz 4+16 MB deaktiviert 65/88W $175 ab 155€ 31. Jan. 2024
Ryzen 5 5600X3D Vermeer-X 6C/12T 3.3/4.4 GHz 3+96 MB ohne 105/142W $230 7. Juli 2023
Ryzen 5 5600X Vermeer 6C/12T 3.7/4.6 GHz 3+32 MB ohne 65/76W $299 ab 110€ 5. Nov. 2020
Ryzen 5 5600GT Cezanne 6C/12T 3.6/4.6 GHz 3+16 MB Vega 7 65/?W $140 ab 115€ 31. Jan. 2024
Ryzen 5 5600G Cezanne 6C/12T 3.9/4.4 GHz 3+16 MB Vega 7 65/76W $259 ab 119€ 13.4.21 / 5.8.21
Ryzen 5 5600 Vermeer 6C/12T 3.5/4.4 GHz 3+32 MB ohne 65/76W $199 ab 106€ 4. Apr. 2022
Ryzen 5 5500GT Cezanne 6C/12T 3.6/4.4 GHz 3+16 MB Vega 6 65/?W $125 ab 100€ 31. Jan. 2024
Ryzen 5 5500 Cezanne 6C/12T 3.6/4.2 GHz 3+16 MB deaktiviert 65/76W $159 ab 86€ 4. Apr. 2022
Ryzen 3 5300G Cezanne 4C/8T 4.0/4.2 GHz 2+8 MB Vega 6 65/76W rein OEM 13. Apr. 2021
Ryzen 3 5100 Cezanne 4C/8T 3.8/4.2 GHz 2+8 MB deaktiviert 65/76W rein OEM Juli 2023

Erstaunlich zeitig stellte AMD zudem "Zen 5 Mobile" in Form der "Strix Point" APU unter dem Verkaufsnamen "Ryzen AI 300" vor: Sowohl die Architektur als auch zwei CPU-Modelle wurden mit der Computex offiziell vorgestellt, die ersten entsprechenden Notebooks sollen sogar schon im Juli antreten. Ob hiermit bereits ein Marktstart oder "nur" die Hersteller-eigenen Vorstellungen gemeint sind, muß derzeit offenbleiben. In jedem Fall ist der Ablauf deutlich abweichend und deutlich früher als bisher bei AMD üblich, wo die Architektur-gleichen Mobile-Prozessoren zumeist deutlich hinterherhingen, manchmal bis zu einem Jahr länger als die Desktop-Modelle benötigten. Augenscheinlich ist sich AMD dieser Schwäche des eigenen Angebots endlich bewußt geworden bzw. hat man es geschafft, die sehr wohl unabhängigen Stücke Silizium von Zen 5 (Granite Ridge = Desktop, Strix Point = Mobile) gleichzeitig zur Marktreife zu bringen.

Strix Point bietet wie erwartet bis zu 12 CPU-Kerne, welche sich in (maximal) 4 Performance- und 8 Dense-Kerne aufteilen. Die Dense-Kerne sind nicht mit Intels Effizienz-Kernen zu verwechseln: AMD setzt hingegen die völlig gleiche CPU-Architektur mit einfach nur engerer Packweise an, womit diese Dense-Kerne nicht denselben Maximal-Takt schaffen wie die regulären Performance-Kerne. Deswegen gibt es auch keine abweichenden Taktraten, jene dürften beim Base-Takt gleich liegen und der maximale Boost-Takt ist dann halt nicht für die Dense-Kerne (sondern nur für die Performance-Kerne) gedacht. Für die integrierte Grafiklösung kommt "RDNA 3.5" mit demzufolge leichten Verbesserungen gegenüber RDNA3 zum Einsatz, maximal werden 16 Shader-Cluster geboten. Beim offiziellen Speicher-Support verausgabt sich AMD mit DDR5/5600 oder LPDDR5X/7500 nicht besonders, die konnte schon die Vorgänger-Generation (Hawk Point).

Zen 5 Basis Kerne Takt L2+L3 iGPU TDP Release
Ryzen AI 9 HX 370 Strix Point 4P+8D/24T 2.0/5.1 GHz 12+24 MB RDNA 3.5, 16 CU @ ≤2.9 GHz 28W (15-54W) Juli 2024
Ryzen AI 9 365 Strix Point 4P+6D/20T 2.0/5.0 GHz 10+24 MB RDNA 3.5, 12 CU @ ≤2.9 GHz 28W (15-54W) Juli 2024

Derzeit gibt sich AMD gutklassige Performance-Gewinne gegenüber Intels "Meteor Lake" unter allerdings Render-lastigen Anwendungs-Benchmarks, was somit nur wenig etwas zum Stand in einem breiten Benchmark-Feld aussagt. Wahrscheinlich eher realistisch sind die durchschnittlich +36%, welche laut AMD die iGPU des Ryzen AI 9 HX 370 gegenüber der iGPU des Core Ultra 185H im Spiele-Einsatz oben drauf legen soll. Dies muß natürlich auch erst noch unabhängig überprüft werden, gerade im Notebook-Segment kann man da mittels "passender" TDP-Setzung so einige Ergebnisse erzingen. Und letzten Endes werden die kleineren Modelle von "Strix Point" perspektivisch eher gegen Intels "Lunar Lake" antreten, die größeren Modelle dann gegen "Arrow Lake" in dessen Mobile-Ausführung. Sollte AMD allerdings Strix Point tatsächlich schon in diesem Sommer breit ausliefern können, wäre in der Tat "Meteor Lake" der einzige verfügbare Intel-Gegner.

Abzuwarten bliebe in jedem Fall, wann AMD weitere Strix-Point-Modelle für mittlere und kleine Bedürfnisse nachschiebt – denn zwei Modelle sind gewiß kein Portfolio, sondern eigentlich nur ein Appetithäppchen. Wie AMD hierbei weiter verfährt, sprich ob und wann es auch kleinere Strix-Point-Modelle gibt bzw. ob AMD eventuell schlicht mehr Zeit benötigt, um größere Stückzahlen von Strix Point (zugunsten eines breiteren Portfolios) zur Verfügung zu stellen, läßt sich nicht prognostizieren und bleibt daher den weiteren Jahresverlauf abzuwarten. Die frühe Vorstellung der ersten Zen5-basierten Mobile-Prozessoren zeitgleich mit den Desktop-Modellen ist dennoch ein großer Pluspunkt der Computex-Keynote von AMD gewesen, denn AMD geht hiermit bewußt eine bisherige Schwachstelle an – deren Beseitigung eine elementare Grundlage der von AMD anzustrebenden Verbesserung des OEM-Geschäfts darstellt.

PS: Diese Meldung kam (im Gegensatz zu den Herstellern) ohne die Erwähnung des Wörtchens "AI" aus (bis auf die obligatorische Nennung innerhalb fester Produktnamen).