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AMD kündigt die Vega-20-basierte "Radeon VII" mit 16 GB Speicher für den 7. Februar an

Mit ihrer CES-Keynote hat AMDs Chefin Lisa Su (u.a.) eine neue Gamer-Grafikkarte von AMD angekündigt. Die Radeon VII basiert auf dem Vega-20-Chip und stellt somit die erste 7nm-Grafikkarte für Consumer-Bedürfnisse dar – eine gewisse Überraschung, nachdem dieser Grafikchip ursprünglich eigentlich nur für Profi-Bedürfnisse konzipiert wurde. Die Radeon VII wird allerdings im Gegensatz zur Profi-Lösung "Radeon Instinct MI60" nicht den Vollausbau des Vega-20-Chips aufbieten, sondern "nur" 60 Shader-Cluster mit 3840 Shader-Einheiten freigeschaltet haben – ergo weniger als bei der Radeon RX Vega 64 (64 Shader-Cluster mit 4096 Shader-Einheiten). Dafür tritt die Radeon VII im Gegensatz zur Radeon RX Vega 64 mit deutlich höheren Taktraten von um die 1800 MHz an, hinzu kommt das verdoppelte Speicherinterface, welches zudem mit leicht höherem Speichertakt eine mehr als doppelt so hohe Speicherbandbreite aufbietet. Bemerkenswert und sicherlich ein sehr positives Merkmal der Radeon VII ist dann der gebotene Grafikkartenspeicher von gleich 16 GB – dies hat nVidia derzeit nicht im Angebot, im Preisfeld der Radeon VII gibt es bei nVidia nur die Hälfte dessen.

GeForce RTX 2080 Radeon RX Vega 64 Radeon VII
Chipbasis nVidia TU104 AMD Vega 10 AMD Vega 20
Fertigung 13,6 Mrd. Transistoren auf 545mm² Chipfläche in der 12nm-Fertigung von TSMC 12,5 Mrd. Transistoren auf 495mm² Chipfläche in der 14nm-Fertigung von GlobalFoundries 13,2 Mrd. Transistoren auf 331mm² Chipfläche in der 7nm-Fertigung von TSMC
Technik 6 Raster-Engines, 46 Shader-Cluster, 2944 Shader-Einheiten, 184 TMUs, 46 RT-Cores, 368 Tensor-Cores, 64 ROPs, 256 Bit GDDR6-Interface (Salvage) 4 Raster-Engines, 64 Shader-Cluster, 4096 Shader-Einheiten, 256 TMUs, 64 ROPs, 2048 Bit HBM2-Interface (Vollausbau) 4 Raster-Engines, 60 Shader-Cluster, 3840 Shader-Einheiten, 240 TMUs, 128 64 ROPs, 4096 Bit HBM2-Interface (Salvage)
Taktraten Ref: 1515/1710/3500 MHz
FE: 1515/1800/3500 MHz
1247/1546/945 MHz ~1800/1000 MHz
Speicherausbau 8 GB GDDR6 8 GB HBM2 16 GB HBM2
off. Verbrauch Ref: 215W   FE: 225W 295W ähnlich wie Vega64
UltraHD Perf.Index Ref: 180%   FE: 186% 132% grob geschätzt: 160-175%
Listenpreis Ref: 699$   FE: 799$/849€ 499$ 699$
Release 19. September 2018 14. August 2017 7. Februar 2019

Die Radeon VII (die gewählte Schreibweise mit römischen Ziffern beinhaltet eine Abkürzung von "Vega II") wird schon am 7. Februar 2019 in den Handel gehen, der Listenpreis beträgt 699 Dollar. Damit greift AMD direkt nVidias neue GeForce RTX 2080 an, welche als Referenz-Ausführung denselben Listenpreis trägt. Mit dieser nVidia-Karte hat sich AMD dann auch verglichen, in den drei gezeigten Benchmarks (Battlefield V, FarCry 5 und Strange Brigade) lag die Radeon VII gleichauf oder besser als die GeForce RTX 2080. Eine weitere Aussage war, das es gegenüber der Radeon RX Vega 64 einen Performancesprung von zwischen +20% und +42% geben soll, mit einem Durchschnitt von +29%. Dies passt auch zu den in der CES-Präsentation genannten +25%, welche die Radeon VII AMD-intern (auf dem gleichen Stromverbrauch) schneller sein soll. Allerdings sagt dieser AMD-eigene Wert somit indirekt auch aus, das jener Performancesprung nicht ausreichend sein sollte, um wirklich mit der GeForce RTX 2080 konkurrieren zu können – dies läßt sich auf Basis des UltraHD Performance-Index schließlich schon ganz gut hochrechnen. Vielmehr sollte die Radeon VII im Schnitt der Benchmarks etwas langsamer als die GeForce RTX 2080 durchs Ziel gehen – im besten Fall nur um wenige Prozentpunkte langsamer, im schlechtesten Fall ca. 10% langsamer.

AMD Radeon VII Benchmarks (mit Cherry-Picking)
AMD Radeon VII Benchmarks (mit Cherry-Picking)

Viel mehr als jenes (von AMD schließlich selber angegebene) Performanceplus von ca. +25% ist letztlich auch nicht vom zugrundeliegenden Vega-20-Chip zu erwarten, gerade wenn man jenen für die Radeon VII noch um vier Shader-Cluster beschneidet. Die Radeon VII ist somit auf den ersten Blick endlich mal wieder die klare HighEnd-Lösung, auf welche viele AMD-Fans gewartet haben. Auf den zweiten Blick ist die Karte jedoch ein zweischneidiges Schwert, denn in diesem Preisbereich zählen normalerweise nur Benchmark-Siege, kann man sich für zweite Plätze zumeist wenig kaufen. Natürlich hat die Radeon VII mit ihren gleich 16 GB Grafikkartenspeicher einen enormen Pluspunkt und dürfte darüber sicherlich ihre Anhängerschaft finden – aber ob es reicht, um nVidia wirklich zuzusetzen, ist (gemäß der Erfahrungen der letzten Jahre) doch etwas zu bezweifeln. Selbst das wirklich attraktive Spielebundle mit Devil May Cry 5, Resident Evil 2 (Remake) & The Division, welches AMD nun auch für die Radeon VII angekündigt hat, dürfte hieran nicht mehr viel ändern können. AMD muß bezüglich der Radeon VII also wirklich darauf vertrauen, möglichst viele Enthusiasten zu finden, welche die von nVidia gebotenen Speichermengen derart stören, auf das man auch eine etwas geringere Grundperformance akzeptieren kann – nur dann wird die Radeon VII ihr Geschäft machen.

Dabei ist es sowieso verwunderlich, das die Fertigung des Vega-20-Chips schon derart gut laufen soll, das AMD nun plötzlich die Kapazitäten für eine Vega-20-basierte Gaming-Lösung hat. Immerhin wurde der Vega-20-Chip einstmals in bewußter Kleinserie konzipiert, im Gaming-Einsatz sind (selbst bei 699 Dollar Listenpreis) dann jedoch andere Stückzahlen vonnöten. Es wird sich zeigen, ob AMD ab dem 7. Februar dann auch wirklich lieferbar ist – oder ob es (wie bei den bisherigen Vega-Grafikkarten) einige Monate braucht, ehe man von einer wirklichen Marktverfügbarkeit reden kann. Davon abgesehen hat AMD zu weiteren zukünftigen Grafikkarten mit der CES-Keynote gar nichts gesagt, die Navi-Generation wurde nur in einer Aufzählung zukünftiger AMD-Produkte kurz erwähnt und versprochen, dies zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr 2019 genauer auszubreiten. Da der Zeitrahmen, den AMD mit der CES-Keynote augenscheinlich bereits bearbeitet hat, ungefähr das erste Halbjahr 2019 ausmacht, kann man durchaus die Annahme aufstellen, das der Zeitpunkt für genauere Informationen zur Navi-Generation somit kaum vor dem Frühsommer 2019 (beispielsweise zur Computex) sein dürfte.

Nachtrag vom 9. Januar 2019

Zu den zwei AMD-Ankündigungen der CES 2019 in Form der "Radeon VII" sowie "Ryzen 3000" wäre noch zu erwähnen, das beide kommenden AMD-Produkte bereits PCI Express 4.0 unterstützen – womit später im Jahr 2019 dann erste vollständige PC-Systeme mit PCI Express 4.0 möglich werden. Bei der Radeon VII handelt es sich um eine einfache Unterstützung des neuen Standards mit natürlich der Abwärtskompatiblität zu PCI Express 3.0 – die Karte läuft also praktisch in diesem Modus, welchen das jeweilige Mainboard vorgibt. Auch bei Ryzen 3000 ist dies eine Frage des jeweils benutzten Mainboards: Die bisherigen AM4-Platinen haben natürlich noch keinen Support von PCI Express 4.0, laufen dann also unter PCI Express 3.0. Dafür braucht AMD aber auch keinen neuen Sockel und nicht zwingend neue Chipsätze und Platinen für Ryzen 3000, wird die von Anfang an versprochene Plattform-Kontinuität somit eingehalten. Nur wer PCI Express 4.0 wirklich nutzen will, ist also auf eine neue Platine angewiesen – was wohl Aufgabe des kommenden X570-Chipsatzes sein wird, der zur Computex vorgestellt werden soll. Im übrigen sollten allerdings auch neue AMD-Platinen basierend auf älteren Chipsätzen diese Funktionalität zu PCI Express 4.0 zur Verfügung stellen können, da die hierfür notwendige Chipsatz-Funktionalität schließlich in den Ryzen-Prozessoren selber steckt und die Mainboards eigentlich nur den passenden Steckplatz mitbringen müssen.

Nachtrag vom 11. Januar 2019

Eine interessante Geschichte zur Radeon VII dreht sich darum, das es wohl AMD-intern einen gewissen Kampf darum gegeben hat, ob man eine solche Grafikkarte überhaupt bringen sollte. Einer der beiden zwischenzeitlichen RTG-Chefs, Mike Rayfield, war wohl dafür – während andere Kräfte bei AMD dieses Vorhaben seinerzeit intern als "nicht wirklich machbar" einschätzten, da eine solche Vega-20-basierte Grafikkarte für Gaming-Bedürfnisse einen Kostenpunkt von 750 Dollar (!) haben würde und es zudem schwer hätte, es überhaupt mit einer GeForce GTX 1080 Ti aufzunehmen. Letzteres trifft nun wohl ganz augenscheinlich zu, denn die Radeon VII wird es schwer haben, mit der GeForce GTX 1080 Ti gleichzuziehen und die GeForce RTX 2080 wird mit einiger Sicherheit weiterhin vorn liegen. Damit bekommt erstere Aussage an Gewicht, wonach die Karte AMD gleich 750 Dollar kosten soll – was hoffentlich in der Realität inzwischen etwas abgemildert werden konnte, aber dennoch grundsätzlich die Richtung vorgibt. AMD macht hier also kaum ein Geschäft und hat auch wenig Potential zu niedrigeren Preisen – möglicherweise ist selbst ein Abgabepreis von 649 Dollar, was gemäß der erreichbaren Performance als durchaus sinnvoller erscheint, nicht mehr realisierbar.

He [Mike Rayfield] presented suggestions that weren't really feasible such as "Radeon VII" – which was to be a Vega 20 based consumer facing part that cost $750 to build and would barely tie in with an [NVIDIA] GTX 1080 Ti.
Quelle:  Insideraussage gegenüber WCCF Tech vom 13. Dezember 2018

Zur Radeon VII selber gibt es noch zwei wichtige Nachträge: Erstens einmal sind die (auch an dieser Stelle) gemeldeten 128 ROPs bei der Radeon VII bzw. beim Vega-20-Chip doch nicht existent. Wie ExtremeTech auf Basis einer AMD-Information ausführen, hat auch dieser Grafikchip wieder nur 64 ROPs. Die Mehrperformance der Radeon VII hängt somit nur an der ca. 10% höheren Rechenleistung sowie der um 111% höheren Speicherbandbreite. Angesichts dieser Ausgangslage ist es dann durchaus denkbar, das beim Vega-20-Chip einige der bei Radeon RX Vega 56/64 nicht aktiven Features der Vega-Architektur gefixt wurden und vom Treiber angesprochen werden können – dies würde zumindest besser zur gezeigten Mehrperformance passen. Und zweitens hat AMD erstaunlicherweise den Support von PCI Express 4.0, welchen der Vega-20-Chip definitiv beherrscht, bei der Radeon VII abgekappt. Damit wird es zum Sommer 2019 auch keine Systeme mit durchgehendem PCI Express 4.0 geben können, da zwar Zen 2 (samt neuer Mainboards) jenes Feature beherrscht, im Consumer-Bereich dann jedoch weiterhin entsprechende Grafikkarten fehlen. Möglicherweise hebt sich AMD dieses Feature zur Bewerbung der (dieses Jahr) nachfolgenden Navi-Generation auf, ein klein wenig schade ist diese Entscheidung aber dennoch.