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Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im vierten Quartal 2015

Die Marktbeobachter von Jon Peddie Research bringen in zwei Meldungen die bislang noch fehlenden Zahlen zu den Marktanteilen im Grafikchip-Markt des vierten Quartals 2015 daher. Die erste Meldung behandelt alle verkauften Grafikchips, inklusive der von der Anzahl her klar dominierenden in heutigen PC-Prozessoren integrierten Grafiklösungen. Hierbei liegt gewöhnlich Intel um ganze Dimensionssprünge vorn – wobei die letzten beiden Quartale einen leichten Rückschritt für Intel ergeben haben, man fiel innerhalb eines halben Jahres von 75,2% auf "nur" noch 71,6% zurück. nVidia und AMD haben hiervon jeweils ganz gut profitieren können: nVidia legte in diesem halben Jahr von 14,1% auf 16,6% zu und damit um 1,5 Prozentpunkte – bei AMD ging es hingegen von 10,7% auf 11,8% und damit um 1,1 Prozentpunkte hinauf.

Q4/2014 Q1/2015 Q2/2015 Q3/2015 Q4/2015
AMD 13,6% 12,9% 10,7% 11,5% 11,8%
Intel 71,4% 72,2% 75,2% 72,8% 71,6%
nVidia 15,0% 14,9% 14,1% 15,7% 16,6%

Die zweite Meldung dreht sich um die "Add-in-Boards", sprich den Markt der für Desktop-Grafikkarten verbauten Grafikchips. Enthalten sind dabei auch alle professionellen Beschleuniger sowie natürlich auch alle billigen LowEnd-Grafikkarten für OEMs, nicht jedoch jegliche Mobile-Beschleuniger. In diesem eigentlichen Wettstreit zwischen AMD und nVidia hatte AMD über die letzten Quartale einen klaren Negativtrend zu verzeichnen, welcher den kleineren Anbieter des Duopols sogar (in zwei Quartalen in Folge) unter die psychologisch wichtige Marke von 20% Marktanteil geführt hatte. Das dritte Quartal 2015 hatte hier schon eine minimale Trendwende gesehen, im vierten Quartal 2015 ging es dan spürbar weiter mit der AMD-Erholung: AMD liegt nunmehr mit 21,1% wieder über der genannten 20-Prozent-Marke, zudem ist der Zugewinn von 2,3 Prozentpunkten Marktanteil innerhalb eines einzelnen Quartals auch keine schlechte Leistung.

Q4/2014 Q1/2015 Q2/2015 Q3/2015 Q4/2015
AMD 24,0% 22,5% 18,0% 18,8% 21,1%
nVidia 76,0% 77,4% 81,9% 81,1% 78,8%

Insofern kann man sagen, das AMDs neues, zur Jahresmitte 2015 vorgestellte Grafikkarten-Portfolio der Radeon R300 Serie nunmehr doch eine gewisse Wirkung entfaltet. AMD ist allerdings weiterhin weit von wirklich sicheren Fahrgewässern entfernt, wie auch die AMD-Geschäftszahlen eindrucksvoll aufzeigen. Selbst wenn man sich über den AMD-Zugewinn des letzten halben Jahres freuen kann – knapp über 20% Marktanteil sind dennoch keine Ausgangsbasis für einen sinnvollen Konkurrenzkampf mit echtem Wettbewerb zugunsten der Grafikkarten-Käufer. Dies kann es in einem Markt mit nur zwei Anbietern erst dann geben, wenn keiner dieser beiden Anbieter unterhalb von 40% Marktanteil liegt. Bei nur zwei Anbietern ist der Verlust des einen Anbieters eben auch immer der Gewinn des anderen Anbieters, ergeben sich so ziemlich schnell starke Ungleichgewichte, welche nachfolgend den Kampf den kleineren Anbieters um so schwieriger gestalten.

Genau in einer solchen Situation ist AMD derzeit: Selbst die allerbesten Produkte würden zwar den AMD-Marktanteil steigern helfen, jedoch nicht zu einem echten Marktumschwung führen. Dafür ist nVidia in einer einfach zu komfortablen Situation, hat zu viele Stammkäufer, zu viele gefestigte OEM-Beziehungen. Der einzige Weg für AMD zurück zu sinnvollen Wettbewerbsverhältnissen führt über lange Jahre der hohen Konkurrenzfähigkeit gegenüber nVidia – schlimmer noch: AMD müsste über über einige Zeit hinweg sogar die besseren Produkte anbieten, erst dann würden sich nach einiger Zeit wieder ausgeglichene Marktverhältnisse einstellen. Dieser Weg wird also lang und steinig für AMD werden – und in einer einzelnen Generation vorn zu liegen, bringt zwar Punkte ein, ist aber doch noch (deutlich) zu wenig für diese Zielsetzung ausgeglichener Marktverhältnisse. Man kann nur hoffen, das AMD dieses Durchhaltevermögen besitzt, um sich diesen langen Weg zurückzukämpfen.