7

Eine Performance-Einordnung der Radeon HD 7730

Die PC Games Hardware bietet den ersten Test zur Radeon HD 7730 Grafikkarte, welche AMDs Southern-Islands-Portfolio nach unten hin abrundet. Entgegen der Berichterstattung der PCGH basiert die Radeon HD 7730 (unserer Meinung nach) nicht auf dem für die Radeon HD 7750 & 7790 verwendeten Cape-Verde-Grafikchip, sondern dem neuen Oland-Chip aus der Sea-Islands-Generation, welcher bisher von AMD nur im Mobile-Segment verwendet wurde. Dafür bietet die Radeon HD 7730 den Vollausbau des Oland-Chips mit 384 Shader-Einheiten und 24 Textureneinheiten und 8 Raster Operation Units (ROPs) an einem 128 Bit DDR Speicherinterface. Die Karte kommt mit DDR3- und GDDR5-Speicher in den Markt, wobei die DDR3-Variante den Oland-Grafikchip aller Vermutung nach nur noch weiter ausbremst.

Radeon HD 7730 Radeon HD 7750 GeForce GT 640
Chipbasis AMD Oland/Cape Verde AMD Cape Verde, 1,5 Mrd. Transistoren in 28nm auf 123mm² Chipfäche nVidia GK107, 1,3 Mrd. Transistoren in 28nm auf 118mm² Chipfläche
Architektur GCN 1.1, DirectX 11.1 GCN 1.0, DirectX 11.1 Kepler, DirectX 11.0
Technik 384 Shader-Einheiten, 24 TMUs, 8 ROPs, 128 Bit DDR Interface 512 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface 384 Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface
Taktraten DDR3: 800/900 MHz
GDDR5: 800/2250 MHz
DDR3: 800/900 MHz
GDDR5: 800/2250 MHz
900/900 MHz
Speicher 1/2 GB DDR3
1 GB GDDR5
1/2 GB DDR3
1 GB GDDR5
1/2 GB DDR3
Layout Single/Dualslot SingleSlot SingleSlot
Kartenlänge 17cm 17cm 14,5cm
Stromstecker keine keine keine
TDP 55W 75W 65W
Perform.index
(19x10 4xAA)
DDR3: ?
GDDR5: ~80%
DDR3: ~70%
GDDR5: 110%
75%
Straßenpreis DDR3: 55-65 Euro
GDDR5: 65-70 Euro
DDR3: 70-80 Euro
GDDR5: 75-85 Euro
65-75 Euro

Laut diesem ersten Test erreicht die Radeon HD 7730 GDDR5 ziemlich exakt das Leistungsniveau der GeForce GT 640 – dies würde auf einen Performance-Index von glatt 75% hindeuten. Andererseits liegt die Radeon HD 7730 GDDR5 gegenüber der Radeon HD 7750 GDDR5 um 25,6% zurück, gegenüber der Radeon HD 7770 dann um 46,2% – was eher zu einem Performance-Index von 80% passen würde, zudem ist der Hersteller-interne Vergleich üblicherweise präziser zur Performance-Einordnung. Insofern ordnen wir die Radeon HD 7730 vorläufig einmal auf einem Performace-Index von 80% ein – besser wäre natürlich eine Bestätigung (oder Widerlegung) durch weitere Tests der Karte.

Die Radeon HD 7730 läuft damit dennoch in jedem Fall langsamer als die ersten Vorab-Tests ergaben – welche jedoch aufgrund fehlender Vergleichs-Benchmarks sowieso ungenau waren. Zudem war seinerzeit die Abspeckung des Oland-Chips auf nur 8 ROPs noch nicht sicher, dies und die für AMD-Verhältnisse sehr geringe Anzahl an Shader-Einheiten kosten die Karte viel an Performance. Der derzeitig für die Radeon HD 7730 GDDR5 aufgerufene Preis von 65-70 Euro entspricht zudem nicht wirklich deren Performance – für nur 10 Euro mehr bekommt man die wesentlich schnellere Radeon HD 7750 GDDR5. So eine richtige Empfehlung kann die Radeon HD 7730 GDDR5 daher derzeit nicht bekommen – das Preis/Leistungsverhältnis ist nicht besonders und Vorteile gegenüber der Radeon HD 7750 GDDR5 bei den Themen Stromverbrauch und Platinengröße sind nicht wirklich vorhanden.

Momentan gar nicht einordenbar ist dagegen die Radeon HD 7730 DDR3: Üblicherweise verlieren Grafikkarten mit DDR3-Einsatz heutzutage zwischen 20 und 40 Prozent an Performance – allerdings hatte AMD bei der Radeon HD 7750 das Kunststück fertiggebracht, daß deren DDR3-Version gleich um mehr als 55% gegenüber der regulären GDDR5-Version zurückhängt. Da dies durchaus ein Einzelfall sein kann, welcher nunmehr bei der Radeon HD 7730 nicht wieder auftritt, läßt sich dieser Wert aber eben schwer verallgemeinern. Zudem könnte die Radeon HD 7730 schon derart schwer bei der Rechenleistung und den ROPs beschnitten sein, daß die niedrigere Bandbreite durch DDR3-Speicher eventuell nur einen eher schwachen Effekt auslöst. In jedem Fall wird sich die Radeon HD 7730 DDR3 klar unterhalb der GeForce GT 640 sowie auch unterhalb der Radeon HD 7750 DDR3 einordnen müssen – wieviel darunter, kann aber nur ein entsprechender Test zeigen.

Nachtrag vom 19. August 2013

Auch die ComputerBase hat nun eine Radeon HD 7730 GDDR5 im Test – wobei sich ziemlich exakt unsere frühere Performance-Einordnung bestätigt, welche diese neue AMD-Karte auf einen Performance-Index von 80% und damit leicht besser als die GeForce GT 640 DDR3 gesetzt hat. Interessant ist an dem Test zudem der eingesetzte Test-Kontrahent seitens nVidia in Form einer so bisher noch nicht gesehenen GeForce GT 640 GDDR5. Die Hersteller-Karte von Gainward ist ein etwas seltsames Konstrukt, als daß sie nahezu die Hardware-Daten der GeForce GTX 650 aufbietet – es fehlen gerade einmal 12 MHz Chiptakt, der Rest ist identisch. In die Kategorie "unerklärlich" fällt allerdings die von der ComputerBase gemessene Performance dieser 98%igen GeForce GTX 650: Trotz 16% mehr Chiptakt und satten 178% mehr Speichertakt als bei der GeForce GT 640 DDR3 kommt diese GeForce GT 650 GDDR5 auf magere 11% Mehrperformance. Angesichts der klaren Nähe zur GeForce GTX 650 müsste diese Karte deutlichst schneller sein, eine GeForce GTX 650 rennt der GeForce GT 640 DDR3 schließlich um über 50% davon.

Davon abgesehen kann man bei dieser Gelegenheit auch noch einen unserseitigen Fehler zur Radeon HD 7730 korrigieren: In der ursprünglichen Berichterstattung zur Radeon HD 7730 hatten wir uns schnell festgelegt, daß die Karte aufgrund ihrer Hardware-Daten auf dem Oland-Chip basieren müsse – und nicht auf dem viel größerem Cape-Verde-Chip. Wie sich allerdings mittels Die-Fotos belegen läßt, verbaut AMD in der Tat aktuell den Cape-Verde-Chip bei der Radeon HD 7730 – in einer massiven Abspeckung von ursprünglich 640 auf nur noch 384 Shader-Einheiten, aber eben real nachgewiesen. Ob dies ein Dauerzustand ist, bliebe abzuwarten – die Karte passt von ihren Hardware-Daten (gerade auch zu erwähnen die nur 8 ROPs) so perfekt zum Oland-Chip, daß man es als wahrscheinlich annehmen kann, daß der derzeit verbaute Cape-Verde-Chip nur als Lückenfüller agiert und die Radeon HD 7730 später dann auch auf Basis des Oland-Chips (zur selben Performance natürlich) erscheinen wird.