
Chipentwickler AMD hat auf seinem "2025 Financial Analyst Day" die versprochenen neuen Roadmaps für die Bereiche Prozessoren, Grafik und HPC/AI geliefert (alle FAD25-Präsentationen zum Download). Hierbei hat man sich bezüglich des Aussagegehalts für die Zukunft allerdings durchgehend nicht mit Ruhm bekleckert, die neuen Roadmaps enthalten viele alte Generationen und maximal 1-2 zukünftige Generationen, wobei AMD (fast) jegliche genauere Jahresangaben oberhalb von 2026 vermieden hat. Bestes Beispiel hierzu ist die neue Prozessoren-Roadmap, welche nunmehr erstmals Zen 6 und Zen 7 einzeichnet, dabei aber auch nur das zugibt, was bereits offensichtlich ist: Den 2026er Termin für Zen 6 hatte AMD schon selber kundgetan, für Zen 7 vermeidet man hingegen eine Terminangabe (gemäß letzten Gerüchten erst im Jahr 2028, was zur üblichen AMD-Kadenz passt). Wirklich viel zur Technik der zukünftigen Prozessoren-Architekturen wurde auch nicht gesagt, allenfalls kräftig auf die AI-Pauke geschlagen.
Für den Prozessoren-Bereich gibt es noch zwei weitere relevante Präsentationsfolien: Allerdings feiert die Server-Prozessoren-Roadmap primär die vorangegangene Entwicklung bei AMDs Server-Prozessoren, welche dann im Jahr 2026 (logischerweise) im Zen-6-basierten "Venice" münden soll. Ob es hierzu auch Dense-Versionen geben wird, wollte man allerdings nicht angeben. Eigentlich gar keine richtige Roadmap ist hingegen eine Präsentation zur wachsenden AI-Performance bei AMDs Mobile-Prozessoren – welche allerdings mit "Gorgon Point" für 2026 und "Medusa Point" für 2027 bereits die nächsten Mobile-SoCs von AMD einzeichnet bzw. jenen offizielle Termine gibt. Somit scheint klar, dass es bei AMDs Zen-6-Generation wieder zu einem eher konventionellen Release-Verlauf kommt: Die Desktop- und Server-Prozessoren von Zen 6 noch im Jahr 2026, die Mobile-Prozessoren von Zen 6 dann zum Jahresanfang 2027 auf vermutlich dem traditionellen Releasezeitpunkt in Form der das Jahr eröffnenden CES-Messe.
Weit magerer fällt dann die neue "Roadmap" für zukünftige Grafikchip-Architekturen (des Consumer/Gaming-Bereichs) aus, denn jene endet bereits im Jahr 2025 und zeichnet (ohne Termin) nur eine einzelne zukünftige Architektur ein, welche zudem nicht benannt wird und mit weiteren erhellenden Angaben geizt. AMD läßt es somit offen, ob es zu "RDNA5" oder "UDNA1" kommt – letzteres wäre eine Zusammenführung mit der Architektur der HPC/AI-Beschleuniger, welche allerdings weiterhin ihre eigene Roadmap haben. Auch gibt es hierzu keine Terminlage, womit man somit nur hoffen kann, dass AMD die große sich bietenden Chance nutzt, im Jahr 2026 tatsächlich mit einer neuen Grafik-Architektur nur gegen den verschobenen GeForce RTX 50 "SUPER" Refresh antreten zu können, anstatt schon gegen eine (anzunehmenderweise genauso verschobene) GeForce RTX 60 Serie. Wie schon bei der CPU-Roadmap notiert AMD bei der Grafikchip-Roadmap auch wieder verstärkt AI-bezogene Dinge, welche allerdings für konventionelle Grafikkarten derzeit noch keinerlei Rolle spielen (die AI-Funktion des Trainings für den FSR-Upscaler läuft auf AMD-Servern ab, hat mit der lokalen Hardware des Gamers nichts zu tun).
Für AMD augenscheinlich wichtiger ist hingegen die Entwicklung im Bereich HPC/AI-Beschleuniger, die entsprechende neue Roadmap ist reichhaltiger mit Daten und liefert wieder wenigstens zwei Roadmap-Einträge zu zukünftigen Produkten. Von selbiger Roadmap gibt es auch noch einmal eine andere Version, welche sich dann auch zur Jahreszahl "2027" hinauf traut. Hiermit zeigt AMD eine geplante jährliche Kadenz im HPC/AI-Segment an – was wohl aus Analysten-Sicht erforderlich ist, in der Vergangenheit aber auch hier und da einfach nur über Refresh-Modelle gelöst wurde (äquivalent zu nVidia). Dies scheint auf Instinct MI400 & MI500 zwar nicht zuzutreffen, könnte aber in der Zukunft jederzeit wieder passieren. Bezeichnend natürlich, dass ausgerechnet die HPC/AI-Roadmap zur jährlichen Kadenz wechselt und AMD auf der Grafikchip-Roadmap nicht einmal schafft, die direkt nachfolgende Generation (terminlich) genauer anzugeben. Dies zeigt klar an, wo auch bei AMD inzwischen die Prioritäten bei der Chipentwicklung im GPU-Bereich liegen – weg von den wirklichen Grafikchips hin zu den für HPC/AI-Zwecke eingesetzten GPGPUs.
Abschließend sind noch zwei eigentlich weniger bedeutsame Roadmaps zu AMDs Infinity Fabric (Verbindungs-Technologie zwischen Chiplets) und Interconnects (Verbindungs-Technologie für Die-to-Die-Zwecke) zu erwähnen – wegen des dort eingezeichneten Einsatzes von PCI Express 6.0 und 7.0 jeweils schon im Jahr 2026. Dies zeigt darauf hin, dass neue PCI-Express-Normen tatsächlich in der Industrie schon eingesetzt werden, nur im Consumer-Bereich eben weiterhin auf sich warten lassen. Da der Performance-Vorteil von PCI Express 6.0 im Grafikkarten-Bereich marginal sein dürfte und für die Zwecke von SSDs dann die Kostenfrage aufwirft (stark steigende Controller-Kosten), geht man derzeit von einem Einsatz dieser PCIe-Norm im Consumer-Bereich erst Richtung des Jahres 2030 aus. Wie die AMD-Roadmaps aufzeigen, gibt es aber dennoch Anwendungszwecke hierfür im professionellen Bereich, dort wo die hohen Datenübertragungs-Geschwindigkeiten oberhalb von PCI Express 5.0 tatsächlich benötigt werden.
Insgesamt hat AMD bei den versprochenen neuen Roadmaps nur das Minimum abgeliefert, da hätte man sich mehr an Informationen vorstellen können – und hatte dies AMD bei früheren FADs durchaus auch geliefert (vergleiche AMD FAD 2022). Natürlich zeigt sich hiermit auch nur die gewandelte Marktstellung AMDs: Früher war man der sehr viel kleinere Herausforderer, durfte demzufolge mit Informationen nicht geizen, um wenigstens etwas Aufmerksamkeit zu erhalten. Heuer nun steuert man auf dieselbe Umsatz-Größenordnung wie Intel zu und sieht sich somit augenscheinlich nicht mehr dazu gezwungen, all zu viel konkrete Informationen vorab herauszugeben. Dafür steigt hingegen der Anteil an Wortmeldungen, die allein wegen Börsenanalysten einfließen (Stichwort "AI"), was das Papier füllt, aber nochmals weniger Informationsgehalt ergibt. So richtig zufriedenstellend ist es nicht, wenn AMD eigentlich nur das bestätigen kann, was die Gerüchteküche schon lange vorher (und viel detaillierter) zu berichten hatte.