Die Sache mit den zwei unterschiedlichen NDAs für den Launch der Radeon RX 9060 XT klärt sich wohl weitgehend auf. Denn laut einem Post von PCGH-Mitarbeiter 'Raff' im 3DCenter-Forum gab es tatsächlich zwei verschiedene NDAs: Für direkt von AMD organisierte Karten war es der 4. Juni, für eigenverantwortlich (durch die Tester selber) organisierte Karten der 5. Juni. Dies sieht natürlich etwas seltsam aus, weil letztlich auch die von AMD organisierten Karten allesamt Hersteller-Modelle sind, sicherlich auch direkt von den Herstellern an die Tester versandt. Ein entscheidender Clou fehlt bei dieser Aussage noch: Für den 4. Juni plante AMD nur die Launchreviews zu UVP-Modellen, die höherpreisigen Modelle sollten einen Tag später antreten. Und in der Tat wurden am 4. Juni sehr breit die Standard-Modelle der Grafikkarten-Hersteller getetestet – gut, um die Basis-Performance der Radeon RX 9060 XT darzustellen, welche dann einen Tag später von den werksübertakteten Modellen entsprechend überboten wird.

– Die Redaktionen mussten natürlich gar nichts dafür tun, um am 4. Juni einen Test live zu stellen.
– Die Muster wurden direkt von AMD verteilt. Diese Muster durften am 4. Juni getestet werden. Das ist ein übliches Vorgehen.
– Parallel fragen die Tester natürlich auch bei den Partnern an oder diese schicken eigeninitativ etwas. Diese Muster dürfen erst ab dem 5. Juni getestet werden.
Quelle:  PCGH-Mitarbeiter Raff @ 3DCenter-Forum am 5. Juni 2025

Eingerechnet diesen Punkt der unterschiedlichen Launchtermine für Listenpreis- und höherwertige Modelle geht das Vorgehen AMDs wohl in Ordnung bzw. ist ziemlich üblich. Die Kommunikation dessen war allerdings unterirdisch, denn man hätte den Hardwaretestern klar sagen sollen, dass da zwei Launchtermine existieren. Verschweigt man dies, erwischt man manche Tester auf dem falschen Fuß, die dann denken, sie dürften bereits früher veröffentlichen – wie in diesem Fall bei Igor's Lab passiert. Ganz generell sollten die Hersteller darüber nachdenken, den Ablaufdatum des Review-NDAs vorab mit öffentlich zu machen. Dass die Launchreviews am Tag des Marktstarts oder eben einen Tag früher daherkommen, ist inzwischen obligatorisch, da muß man kein Geheimnis draus machen, wenn man – wie hier passiert – den Marktstart-Termin offiziell kundgetan hat. Eine Offenlegung des NDA-Endes für die Launchreviews würde auch genau diesen sich ergebenden Mißverständnissen vorbeugen, wenn es eigentlich zwei NDA-Termine sind – wie wieder in diesem Fall passiert.

Der Marktstart der Radeon RX 9060 XT fiel dann weit undramatischer aus: Beide Karten-Ausführungen waren schnell nach Marktstart vergleichsweise breit gelistet. Preislich liegt ca. die Hälfte der Angebote zur 8-GB-Variante auf UVP-Niveau, bei der 16-GB-Variante sind es immer noch ein Drittel – sprich, die UVP wurde und wird im Markt angeboten. Allenfalls ist auffällig, wie hoch manche Angebote zur Radeon RX 9060 XT 16GB gehen, da sind teilweise Preislagen bis knapp vor die 500-Euro-Marke zu sehen (welche nun überhaupt nicht zu diesem Mainstream-Modell mit einer UVP von 369 Euro passen). Die Nacht über hat sich an Angebotsbreite und Preislagen auch nichts geändert, alles ist gut und vernünftig verfügbar – so wie es sein sollte. Dabei gab es durchaus Absatz: Bei der Mindfactory lassen sich zur 8-GB-Variante derzeit ca. 15-20 Verkäufe zählen, zur 16-GB-Variante sind es immerhin ca. 150 Stück. Dies ist beachtbar mehr als beim Marktstart der GeForce RTX 5060 Ti (8GB: nahezu Null, 16GB: ~105 Stück), allerdings denkbarerweise auch ausgelöst durch die bekannte Überbetonung von AMD bei der Mindfactory. Wie bei der GeForce RTX 5060 Ti ergibt sich aber auch bei der Radeon RX 9060 XT ein überdeutlicher Vorteil beim Absatz der 16-GB-Variante.

Videocardz notieren das fernöstliche Gerücht eines Juli-Termins der GeForce RTX 5050. Die kleinste Karte der RTX50-Generation dürfte dann den Abschluß des initialen Launches von AMDs RDNA4 und nVidias Blackwell ab dem Jahresbeginn 2025 geben, danach sollten in dieser Frage nur noch ein eventuell weltweiter Start der Radeon RX 9070 GRE sowie mögliche Refresh-Lösungen zum Jahresende anstehen. Die GeForce RTX 5050 wird den GB207-Chip bemühen, welcher nochmals kleiner als der GB206-Chip von GeForce RTX 5060 & 5060 Ti ausfällt und dürfte primär zum Ersatz von nVidias früheren Einsteigerlösungen á GeForce RTX 3050 gedacht sein. Bei nur 20 Shader-Clustern an einem 128bittigen GDDR6-Speicherinterface mit 8 GB VRAM (gemäß früheren Gerüchten seitens 'Kopite7kimi') ist nicht viel Power zu erwarten, aber das ist hier auch nicht die Zielsetzung. Denkbarerweise kommt die Karte ohne größere Launchaktivitäten heraus, denn das erwartbare Medienecho kann sich nVidia sicherlich jetzt schon ausmalen.

Die Foren-Diskussion zu den Steam-Zahlen für den Mai hat noch mehr auffällig Ungereihmtheiten beim "Steam Hardware Survey" hervorgebracht. Zum einen werden Radeon RX 9070 & 9070 XT dort tatsächlich noch erwähnt – unter Linux mit dortigem Verbreitungsgrad von immerhin 0,60%. Dies würde unter Windows locker für eine Aufnahme in die offizielle Liste reichen, wobei nach wie vor unsicher ist, ob es unter Windows an den eventuell nicht erreichten 0,20% oder aber an anderen Faktoren hängt. Letztere Erklärung gewinnt sicherlich an Fahrt durch die dokumentierte Anomalie, wonach für den Monat Mai 2025 die DirectX8-Grafikkarten um immerhin +1,47PP hinzugewonnen haben sollen (der Zugewinn sind Prozentpunkte, Steam schreibt durchgehend fälschlicherweise "Prozent"). Augenscheinlich sind AMD, Intel & nVidia mit ihren aktuellen Angeboten auf dem völlig falschen Dampfer unterwegs, denn DirectX12-Grafikkarten verloren im gleichen Zeitraum um immerhin –1,52PP. Ein solcher Lapsus läßt sich auch schwer mit den chinesischen Nutzern erklären – denn auch in China wird man kaum noch Grafikkarten der Jahre 2001 & 2002 (in dieser Anzahl) verwenden.

Shortcuts: Twitterer TechEpiphany wird leider keine Mindfactory-Verkaufszahlen mehr aufstellen, diesesmal ist es nun ein "offizieller" Rückzug hiervon. Die Mindfactory-Verkaufszahlen standen zwar immer wieder in der Kritik, aber letztlich gibt es kaum besseres tatsächlich verfügbares, anderer Einzelhändler lassen sich in dieser Frage nicht in die Karten schauen. Die zuletzt ab und zu berichteten Amazon-Zahlen wären vielleicht eine bessere Basis, aber Amazon rundet die Verkaufszahlen auch elendig stark – ab 1000 Verkäufen wird auf genau 1000 Stück gerundet (1001 und 1999 Stück ergeben identisch "1000"). Wie zu erwarten gab es das erste Review zur Radeon RX 9060 XT 8GB ziemlich fix – seitens Hardware Unboxed, wie zu erwarten mit klarer Schlagzeile und passendem YouTube-Thumbnail. Allerdings wurden mit diesem Test auch eher nur die Schwächen der Karte unter einzelnen Spielen beleuchtet, es fehlt noch eine gewöhnliche Performance-Einordnung mit abschließenden Performance-Charts – was denkbarerweise noch kommt bzw. was andere Tester sicherlich noch bieten werden.