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nVidias Pascal-Grafikkarten bleiben wohl bis mindestens Jahresende 2018 im Angebotsportfolio

In einer Analysten-Konferenz (Transkript bei Seeking Alpha) hat nVidias Finanz-Chefin ausgesagt, das dieses Jahr die Turing- und Pascal-Serien gemeinsam in voller Schönheit verkauft werden, das Turing demzufolge Pascal zumindest für diese Zeitspanne nirgendwo ersetzen wird. Das entscheidende Wort hierbei ist "overall" – womit ausgedrückt wird, das die komplette Pascal-Generation für diesen Zeitraum weiterverkauft werden soll. Konkret dürften hiermit GeForce GTX 1080 und 1080 Ti gemeint sein, welche also trotz des Turing-Marktstarts weiterhin neben der Turing-Generation in nVidias Angebotsportfolio bestehen bleiben und damit (derzeit) noch nicht zur "Auslaufware" gemacht werden sollen. Mittels vergleichsweise niedrigerer Preispunkte für diese Pascal-Grafikkarten erscheint eine solche Verkaufsstrategie problemlos machbar, da die Turing-Grafikkarten preislich derart hoch angesetzt sind, da sich da genügend Spielräume finden lassen.

We will be selling probably for the holiday season, both our Turing and our Pascal overall architecture.
Quelle:  Colette Kress (nVidia CFO) im Citi 2018 Global Technology Conference Call am 6. September 2018

Eine solche Situation würde sich schon allein dann ergeben, wenn die Turing-Grafikkarten ihre Listenpreise deutlich nicht erreichen – und grob zu den Preislagen der Founders Edition oder nur wenig günstiger angeboten werden. In dieser Situation müsste nVidia noch nicht einmal die Preise der Pascal-Beschleuniger absenken, jene wären auch so gut ins Angebotsportfolio einzuordnen. Wenn man GeForce RTX 2070 auf ~600 Euro, GeForce RTX 2080 auf ~800 Euro und GeForce RTX 2080 Ti auf ~1100 Euro prognostizieren wollte, dann wäre dies immer noch klar niedriger als die aktuellen Vorbestellerpreise – und würde trotzdem dazu ausreichend sein, um die bisherigen Pascal-Beschleuniger zu deren jetzt schon erreichten Preislagen weiterhin attraktiv zu halten. Insbesondere die GeForce GTX 1080 Ti wäre neu zu überdenken, denn jene Karte ist wohl nur minimal langsamer als eine GeForce RTX 2080, bietet aber vermutlich einen klar besseren Preispunkt und mit 11 vs. 8 GB zudem noch die höhere Speicherbestückung an.

Chip Hardware 4K Perf. Straßenpreis
GeForce RTX 2080 Ti Turing TU102 4352 SE @ 352 Bit, 11 GB GDDR6 geschätzt ~235-250% angenommen ~1100 Euro
GeForce RTX 2080 Turing TU104 2944 SE @ 256 Bit, 8 GB GDDR6 geschätzt ~178-185% angenommen ~800 Euro
GeForce GTX 1080 Ti Pascal GP102 3584 SE @ 352 Bit, 11 GB GDDR5X 175% 680-730 Euro
GeForce RTX 2070 Turing TU104 2304 SE @ 256 Bit, 8 GB GDDR6 geschätzt ~150-155% angenommen ~600 Euro
GeForce GTX 1080 Pascal GP104 2560 SE @ 256 Bit, 8 GB GDDR5X 132% 470-510 Euro
GeForce GTX 1070 Ti Pascal GP104 2432 SE @ 256 Bit, 8 GB GDDR5 122% 420-450 Euro
GeForce GTX 1070 Pascal GP104 1920 SE @ 256 Bit, 8 GB GDDR5 107% 370-400 Euro
GeForce GTX 1060 6GB Pascal GP106 1280 SE @ 192 Bit, 6 GB GDDR5 76% 250-280 Euro
Performance-Werte der Turing-Karten als Schätzung gemäß des 4K Performance-Index, bezogen immer auf die Referenztaktung.

Was nach dem Jahreswechsel passiert, bleibt dann abzuwarten – und dürfte auch vom Markterfolg der Turing-Beschleuniger und dem Stand des Pascal-Abverkaufs abhängen. Sicherlich sind GeForce GTX 1080 und 1080 Ti so oder so Auslaufkandidaten, schließlich stehen sich in deren Performancesphäre Turing- und Pascal-Beschleuniger gegenseitig etwas auf dem Füßen. Doch so lange sich die Turing-Straßenpreise nicht wirklich in Richtung der Listenpreise entwickeln, wäre es aus gewisser Sichtweise schade, auf diese Pascal-Beschleuniger als Alternativ-Angebot verzichten zu müssen. Das nächste Jahr könnte dann hingegen auch von der weiteren Ausbreitung der Turing-Generation (beispielsweise eine GeForce RTX 2060) bestimmt sein, was dann irgendwann ganz automatisch zu einem Zurückdrängen der Pascal-Generation führen würde. Gänzlich vom Markt verschwinden werden die Pascal-basierten Angebote aber auch nicht so schnell, denn eine Turing-Umsetzung für LowCost- und Mobile-Gefilde ist (abgesehen von Halo-Angeboten wie einer "GeForce RTX 2080 MaxQ") eher unwahrscheinlich, für diese Marktsegmente dürfte man eher auf die erste Generation an 7nm-Beschleunigern von nVidia warten.

Anmerkung am Rande: Die in der Analystenkonferenz genannte terminliche Formulierung "Holiday Season" bezieht sich auf den gleichnamigen Zeitraum in den USA, welcher von Thanksgiving (Ende November) bis zum Jahreswechsel mit den vielen Feiertagen zu Weihnachten und Neujahr reicht. Da für das ab Thanksgiving stark anziehende Geschäft der Einzelhandel jedoch immer rechtzeitig vorher beliefert werden muß, beginnt diese Zeitspanne für B2B-Hersteller wie nVidia schon spätestens Anfang November, aufgrund der langen Lieferfristen von Gütern aus den typischerweise asiatischen Werken (per Seefracht vier Wochen) eigentlich schon ab Oktober. Spätestens dann müssen alle neuen Produkte final sein, um überhaupt zur Holiday Season lieferbar zu sein – spätere Termine beschränken den maximalen Verkaufserfolg und werden damit eher vermieden. Generall sind somit alle Hersteller versucht, bis spätestens Oktober ihr Produktportfolio für selbiges Jahresendgeschäft ausformuliert zu haben sowie die notwendige Lieferbarkeit zu erreichen.