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Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im zweiten Quartal 2025

Die Marktbeobachter von Jon Peddie Research liefern die Marktzahlen zu den verkauften Grafikchips für Desktop-Grafikkarten für das abgelaufene zweite Quartal – in welchem einmal mehr alles zugunsten von nVidia lief. So ergab sich erst einmal mit 11,6 Mio. abgesetzten Desktop-Grafikchips ein lange Zeit nicht mehr gesehener zweistelliger Absatzwert – das letzte Mal gab es zweistellige Zahlen im zweiten Quartal 2022 beim Abflauen des Cryptomining-Hypes. Die gegenüber dem direkten Vorquartal abgesetzten ~2,4 Mio. mehr Desktop-Grafikchips gingen zum anderen komplett auf das Konto von nVidia – welche somit ebenfalls einen zweistelligen Absatzwert erreichten und zugleich ihren Marktanteil auf nunmehr 94% im Segment der extra Desktop-Grafikchips steigern konnten. Dabei steht Intel bei weiterhin nur 0% (gerundet auf einstellige Werte) und AMD bei nur noch 6% – der niedrigste jemals zu AMD ermittelte Wert.

Desktop dGPU Q2/2024 Q3/2024 Q4/2024 Q1/2025 Q2/2025
Auslieferungsmenge 9,5 Mio. Stück 8,1 Mio. Stück 8,4 Mio. Stück 9,2 Mio. Stück 11,6 Mio. Stück
AMD 12% (~1,1M) 10% (~0,8M) 15% (~1,3M) 8% (~0,7M) 6% (~0,7M)
nVidia 88% (~8,4M) 90% (~7,3M) 84% (~7,0M) 92% (~8,5M) 94% (~10,9M)
Intel 0% (<0,05M) 0% (<0,05M) 1% (~0,1M) 0% (<0,05M) 0% (<0,06M)
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen, Quelle: Jon Peddie Research

Dabei hat AMD gemäß dieser Statistik in absoluten Zahlen nicht einmal weniger verkauft, es sind die gleichen ~0,7 Mio. Desktop-Grafikchips wie im Vorquartal. Aber der starke Zuwachs auf nVidia-Seite reduziert den relativen Anteil von AMD auf den genannten niederschmetternd niedrigen Marktanteil. An dieser Stelle hatte man sich sehr wohl mehr von AMDs RDNA4-Generation erwarten können, zu welcher zumindest die Radeon RX 9070 Serie rechtzeitig für das zweite Quartal im Markt stand (Marktstart am 6. März). Womöglich liegt der Marktstart der Radeon RX 9060 XT (5. Juni) zu spät im zweiten Quartal, um noch wirklich einen Einfluß zu ergeben. Andererseits werden hiermit die Zahlen der Verkäufe durch AMD und nVidia selber erfasst – und jene ergehen an die Grafikkarten-Hersteller natürlich früher als die finalen Grafikkarten dann im Einzelhandel angeboten werden. Anders formuliert: Die Navi-44-Chips für den Launch der Radeon RX 9060 XT muß AMD den Grafikkarten-Herstellern schon im Mai geliefert haben, damit jene für den Launch zum Anfang des Juni handlungsfähig sein konnten.

Dass dies alles keinerlei Effekt gehabt haben soll, obwohl AMD im Retail-Segment nicht schlecht verkauft (selbst bei Amazon USA steht AMD bei 23-28% Grafikkarten-Marktanteil), wäre schon arg verwunderlich. Über das erste Quartal hätte man noch den Mantel des Schweigens decken können, da könnte es wegen der Verzögerung des RDNA4-Launches und gleichzeitig dem Rückgang der Nachbestellungen zu RDNA3-Grafikkarten durchaus zu einer Verkaufsdelle bei AMD gekommen sein. Aber danach hätten nun wieder "normale" Zahlen kommen sollen – und keine noch schlechteren für AMD, welche zudem dem öffentlich sichtbaren Bild komplett widersprechen. Sicherlich ist es rechnerisch möglich, dass über eine angenommene Dominanz des OEM-Segment diese Zahlen korrekt sind (sofern AMD im OEM-Segment bei niedrigstmöglichen Prozentwerten liegt und sofern das OEM-Segment mindestens 3mal stärker als das Retail-Segment ist). Nur wären dies dann systematische Hürden, die auch früher schon da waren und somit nicht jetzt nach dem Launch der neuen Grafikkarten-Generationen zu einer derartigen Veränderung der Marktanteile führen sollten.

Vor allem aber sprechen die beiderseitigen Geschäftszahlen (AMD im Q2/2025, nVidia im Q2/2025) mitnichten für eine solche Entwicklung. Hierbei hatte AMD zuletzt ganz stark in seiner Gaming-Sparte hinzugewonnen (+73% innerhalb nur eines Quartals), nVidia hingegen nur mittelprächtig (+14%). Interessanterweise liegt der absolute Quartalsgewinn damit fast gleich: +475 Mio. Dollar bei AMD gegenüber +524 Mio. Dollar bei nVidia – bei der fast 4fach so großen Gesamtzahl auf nVidia-Seite. Zudem sind beachtbare Seiteneffekte durch das hier jeweils eingemischte Geschäft mit Konsolen-SoCs derzeit eher im Feld von nVidia anzunehmen: Für die Switch 2 dürfte momentan viel hergestellt werden, während bei AMDs Konsolen-SoCs zumindest keine größeren Bewegungen gegenüber den Vorquartalen mehr anzunehmen sind. In der Summe sagen die reinen Geschäftszahlen bei AMD und nVidia aus, dass beide Grafikchip-Entwickler wenigstens ähnlich zugelegt haben sollten, was bei den Marktanteilen somit AMD zum Vorteil gereicht haben müsste.

Umsätze der Unternehmenssparten Q2/2024 Q3/2024 Q4/2024 Q1/2025 Q2/2025
AMD Gaming  (Radeon & Konsolen-SoCs) 648 Mio. $ 462 Mio. $ 563 Mio. $ 647 Mio. $ 1122 Mio. $
nVidia Gaming  (GeForce & Switch) 2880 Mio. $ 3279 Mio. $ 2544 Mio. $ 3763 Mio. $ 4287 Mio. $
Absatz-Marktanteile Desktop dGPU lt. JPR 12% vs 88% 10% vs 90% 15% vs 84% 8% vs 92% 6% vs 94%

Welche eventuellen Sondereffekte und Geschäftsposten-Verschiebungen zwischen den Quartalen hierbei zusätzlich am Wirken waren, läßt sich leider von Außen nicht einsehen. Aber wenn man nicht auf derartige Sondereffekte setzt, sind die von Jon Peddie Research für dieses Quartal gemeldeten Marktanteilszahlen nur schwer zu glauben – und möglicherweise sogar falsch, dies kann als mögliche Erklärung nicht außen vor gelassen werden. In die eine oder andere Richtung läßt sich derzeit kaum etwas beschwören, dafür ist das vorhandene Zahlenmaterial zu dünn. Wenn man nur wissen würde, um wieviel der OEM-Absatz an Grafikkarten größer ist als das Retail-Geschäft, könnte man schon solidere Hochrechnungen anstellen. Für den Augenblick sind dies jedenfalls die gemeldeten Zahlen – aus unserer Sicht verbunden mit der Unsicherheit, dass jene fehlerhaft sein könnten, weil alle anderen Indizien in die exakt andere Richtung gehen.

Daneben haben Jon Peddie Research in einer zweiten Meldung noch die Marktzahlen für alle "verkauften" GPUs veröffentlicht, welche aber über die bei den Prozessoren enthaltenen (und damit nicht direkt verkauften) iGPUs zu üblicherweise 70-80% dominiert werden. Auch in dieser Statistik gab es einen insgesamten Marktzuwachs sowie gewann nVidia beim Marktanteil beachtbar hinzu. Dies ist angesichts des Punkts, dass nVidia derzeit keine iGPUs verkauft, gar nicht einmal einfach zu realisieren. nVidia setzte dafür immerhin ~4,2 Mio. mehr Grafikchips um, wovon wie vorstehend ausgedrückt ~2,4 Mio. aus dem Desktop-Segment kommen und demzufolge ~1,8 Mio. im Mobile-Segment zu Hause sind. Die Gesamtverteilung bei nVidia lautet demzufolge auf ~10,9 Mio. Desktop-Grafikchips sowie ~7,0 Mio. Mobile-Grafikchips (61% zu 39%) im zweiten Quartal 2025.

alle PC-Grafikchips Q2/2024 Q3/2024 Q4/2024 Q1/2025 Q2/2025
Auslieferungsmenge 71 Mio. Stück 73,6 Mio. Stück 78 Mio. Stück 68,8 Mio. Stück 74,7 Mio. Stück
AMD 16% 17% 18% 17% 14%
nVidia 20% 18% 16% 20% 24%
Intel 64% 65% 65% 63% 61%
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen (inklusive iGPUs), Quelle: Jon Peddie Research

Generelle Hinweise:
Alle genannten Marktanteile beziehen sich (sofern nicht anders beschrieben) auf verkaufte Stückzahlen im weltweiten Markt an Grafikchips & Grafikkarten für Desktop-PCs, Notebooks und Server (inkl. professioneller Lösungen, nicht jedoch Spiele-Konsolen). Als Grafikchips werden hierbei immer auch in PC-Prozessoren verbaute integrierte Grafiklösungen mitgezählt, selbst wenn man jene nicht einzeln erwerben kann. Jene iGPUs stellen in der Gesamtabrechnung üblicherweise die dominierende Gruppe dar, womit sich auch die hohen Insgesamt-Marktanteile von Intel erklären. Alle Absatzzahlen beziehen sich augenscheinlich auf die Auslieferungen der Chip-Entwickler an ihre Abnehmer, nicht jedoch die Absatzzahlen des Einzelhandels an die Endkunden (die Datenquellen von JPR liegen offenbar in den Geschäftsberichten der Chip-Entwickler).

Dieser Punkt hat den grundsätzlichen Effekt, dass jene Absatzzahlen früher passieren als das Geschehen am Endverbraucher-Markt. Der jetzt vom Grafikchip-Entwickler ausgelieferte Grafikchip muß schließlich erst noch zur Grafikkarte verbaut, über den Distributor zum Einzelhandel gebracht und vom selbigen an den Endkunden ausgeliefert werden. Damit könnte ein Grafikchip in dieser Statistik beispielsweise schon im ersten Quartal als (vom Grafikchip-Hersteller) "verkauft" auftauchen, real aber vielleicht erst im zweiten Quartal tatsächlich zum Endkunden geliefert werden. Im Normalfall ergibt dies nur eine gewisse zeitliche Verschiebung, langfristig gesehen setzt sich alle diese Ware immer ab (bzw. wird notfalls so lange nichts nachbestellt, bis dies passiert ist).

Zu Zeiten einer größeren Marktverirrung (wie bei einem Cryptomining-Hype mit gleichzeitiger Chipkrise) können sich hingegen (zumindest temporär) deutlich unterschiedliche Absatzzahlen zwischen Chip-Hersteller und Endkundenmarkt ergeben: Denn über die vorhandenen Lagerbestände bei Einzelhändlern, Distributoren und Grafikkarten-Herstellern dauert es etwas, ehe der Überbedarf in den Auslieferungen der Grafikchip-Entwickler sichtbar wird. Jene liefern zugleich aber länger auf erhöhtem Niveau aus, als die ursächliche Krise andauert, denn nach deren Beendigung müssen alle Beteiligten schließlich ihre Läger wieder auffüllen. Die entsprechenden Ausschläge in der Verkaufsstatistik verlaufen also in diesen Sondersituationen zeitlich verschoben gegenüber dem Endverbrauchermarkt ab. Natürlich muß sich dies am Ende immer wieder ausgleichen, alle diese Verzerrungen können allein zeitlicher Natur sein.

Desktop dGPU Absatz-Menge AMD nVidia Marktanteile Umsatz ASP
Q2/2025 11,6 Mio. Stück ~0,7M ~10,9M   6% vs 94% ? ?
Q1/2025 9,2 Mio. Stück ~0,7M ~8,5M   8% vs 92% ? ?
Q4/2024 8,4 Mio. Stück ~1,3M ~7,0M 15% vs 84% ? ?
Q3/2024 8,1 Mio. Stück ~0,8M ~7,3M 10% vs 90% ? ?
Q2/2024 9,5 Mio. Stück ~1,1M ~8,4M 12% vs 88% ? ?
Q1/2024 8,7 Mio. Stück ~1,0M ~7,7M 12% vs 88% ? ?
Q4/2023 9,5 Mio. Stück ~1,8M ~7,6M 19% vs 80% ? ?
Q3/2023 8,9 Mio. Stück ~1,5M ~7,3M   17% vs 81,5% ? ?
Q2/2023 6,44 Mio. Stück 1,13M 5,17M 17,5% vs 80,3% ? ?
Q1/2023 6,26 Mio. Stück ~0,7M ~5,3M   12% vs 83,7% ? ?
Q4/2022 7,16 Mio. Stück ~0,8M ~6,2M 12% vs 86% ? ?
Q3/2022 6,89 Mio. Stück 0,69M 5,94M 10,0% vs 86,2% 3,7 Mrd. $ ~537$
Q2/2022 10,4 Mio. Stück ~2,1M ~8,2M   20% vs 79,6% 5,5 Mrd. $ ~529$
Q1/2022 13,38 Mio. Stück ~3,2M ~10,1M 24% vs 75% 8,6 Mrd. $ ~643$
Q4/2021 13,19 Mio. Stück ~3,0M ~10,2M 22,8% vs 77,2% 12,4 Mrd. $ ~940$
Q3/2021 12,72 Mio. Stück ~2,7M ~10,0M 21% vs 79% 13,7 Mrd. $ ~1077$
Q2/2021 11,47 Mio. Stück ~2,3M ~9,2M 20% vs 80% 11,8 Mrd. $ ~1029$
Q1/2021 11,8 Mio. Stück ~2,4M ~9,4M 20% vs 80% 12,4 Mrd. $ ~1051$
Q4/2020 11,0 Mio. Stück ~1,9M ~9,1M 17% vs 83% 10,6 Mrd. $ ~964$
Q3/2020 11,5 Mio. Stück ~2,6M ~8,9M 23% vs 77% 5,6 Mrd. $ ~487$
Q2/2020 10,0 Mio. Stück ~2,2M ~7,8M 22% vs 78% 4,2 Mrd. $ ~420$
Q1/2020 9,5 Mio. Stück ~2,9M ~6,6M 30,8% vs 69,2% 2,7 Mrd. $ ~284$
Q4/2019 11,7 Mio. Stück ~3,6M ~8,1M 31,1% vs 68,9% 3,9 Mrd. $ ~333$
Q3/2019 10,5 Mio. Stück ~2,8M ~7,7M 27,1% vs 72,9% 2,8 Mrd. $ ~267$
Q2/2019 7,4 Mio. Stück ~2,4M ~5,0M 32,1% vs 67,9% 2,0 Mrd. $ ~270$
Q1/2019 8,9 Mio. Stück ~2,0M ~6,9M 22,7% vs 77,3% 2,8 Mrd. $ ~315$
Q4/2018 8,8 Mio. Stück ~1,7M ~7,1M 18,8% vs 81,2% 2,8 Mrd. $ ~318$
Q3/2018 9,9 Mio. Stück ~2,5M ~7,4M 25,7% vs 74,3% 2,5 Mrd. $ ~253$
Q2/2018 ~12,2 Mio. Stück ~4,4M ~7,8M 36,1% vs 63,9% 3,2 Mrd. $ ~262$
Q1/2018 ~15,6 Mio. Stück ~5,4M ~10,2M 34,9% vs 65,1% 5,0 Mrd. $ ~321$
Q4/2017 ~14,8 Mio. Stück ~5,0M ~9,8M 33,7% vs 66,3% ? ?
Q3/2017 ~15,4 Mio. Stück ~4,2M ~11,2M 27,2% vs 72,8% ? ?
Q2/2017 ~12,1 Mio. Stück ~3,7M ~8,4M 30,3% vs 69,7% ? ?
Q1/2017 ~9,5 Mio. Stück ~2,6M ~6,9M 27,5% vs 72,5% ? ?
Q4/2016 ~13,4 Mio. Stück ~4,0M ~9,4M 29,5% vs 70,5% ? ?
Q3/2016 ~12,7 Mio. Stück ~3,7M ~9,0M 29,1% vs 70,9% ? ?
Q2/2016 ~9,3 Mio. Stück ~2,8M ~6,5M 29,9% vs 70,0% ? ?
Q1/2016 ~11,6 Mio. Stück ~2,6M ~9,0M 22,8% vs 77,2% ? ?
basierend auf Daten seitens Jon Peddie Research; ASP = Average Selling Price = Durchschnittspreis; Umsätze & ASPs zu Endverbraucher-Preisen (ohne MwSt)