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Die nVidia-Geschäftsergebnisse im ersten Quartal 2022

Nach AMD und Intel kommen nun auch von nVidia die Geschäftsergebnisse für das sinnbildliche erste Kalenderquartal 2022, welches bei nVidia wie bekannt vom Kalender abweicht (es läuft von Februar bis April) und zudem fiskalisch dem Finanzjahr 2023 angehört. In den genannten Zeitraum fiel eine deutliche Verbesserung der Lieferbarkeit von Gaming-Grafikkarten, augenscheinlich konnten AMD & nVidia generell besser liefern. Für nVidia fiel in diesem Zeitraum allerdings auch das Ende der Übernahmebemühungen um ARM, welches für dieses Quartal einen Kostenfaktor von immerhin 1,35 Mrd. Dollar bildet (primär die Garantie-Summe für den bisherigen ARM-Eigner im Fall des Scheiterns der Übernahme). Demzufolge kippt das Gewinn-Niveau bei nVidia in diesem Quartal (wohl) einmalig deutlich südwärts, trotz dass wieder einmal ein neuer Umsatzrekord erreicht wurde – der nunmehr achte in direkter Folge.

Wegen des genannten Einmaleffekts läßt sich für dieses Quartal die eigentliche Geschäftsentwicklung bei nVidia wohl nur über die Umsatzzahlen solide beschreiben: Hierbei erreichte nVidia eine Steigerung von +8,4% gegenüber dem Vorquartal sowie satte +46,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Normalerweise sind erste Jahresquartale immer etwas schwächer (bei nVidia dadurch abgemildert, dass der Monat "Januar" immer zum vierten Finanzquartal gehört), aber nVidia durchbricht auch diese Regel und verkaufte wiederum mehr gegenüber dem vierten Quartal 2021. Die Steigerungs-Kurve scheint sich – zumindest bisher – auch gar nicht abzuschwächen, was nVidia inzwischen auf grob das dreifache Geschäftsniveau gegenüber dem Jahr 2019 sowie mehr als das sechsfache Geschäftsniveau gegenüber dem Jahr 2015 gebracht hat.

Q1/2021 Q2/2021 Q3/2021 Q4/2021 Q1/2022
Umsatz 5661 Mio. $ 6507 Mio. $ 7103 Mio. $ 7643 Mio. $ 8288 Mio. $
Gewinn 1912 Mio. $ 2374 Mio. $ 2464 Mio. $ 3003 Mio. $ 1618 Mio. $
operativer Gewinn 1956 Mio. $ 2444 Mio. $ 2671 Mio. $ 2970 Mio. $ 1868 Mio. $

Beigetragen zum guten Umsatz-Ergebnis haben primär die beiden Hauptsparten, welche sowohl im kurzfristigen wie mittelfristigen Vergleich zulegen können: Die Gaming-Sparte mit +5,8% zum Vorquartal und +31,1% zum Vorjahreszeitraum, die DataCenter-Sparte hingegen mit +14,9 zum Vorquartal und +83,1% zum Vorjahreszeitraum. In Zuge dieser klar stärkeren Entwicklung der DataCenter-Sparte ist jene wieder an der Gaming-Sparte vorbeigezogen (erstmals im Q2/2020 passiert) – was sich aufgrund des allgemeinen Trends nun wahrscheinlich auch nicht mehr umkehren dürfte. nVidia verkauft damit – gerade auch die Nebensparten betrachtend – inzwischen mehr an professionelle Abnehmer als denn an Gamer und andere Consumer. Dieser geschäftliche Trend ändert hoffentlich nichts am Selbstverständnis nVidias, in allen Märkte immer an der Spitze stehen zu wollen – denn in einem Markt mit wenigen Teilnehmern (wie dem um Gaming-Grafikchips) geht es nicht ohne absolute Hingabe und dem Willen zur Marktführerschaft.

Q1/2021 Q2/2021 Q3/2021 Q4/2021 Q1/2022
Gaming  (GeForce & Switch) 2760 Mio. $ 3061 Mio. $ 3221 Mio. $ 3420 Mio. $ 3620 Mio. $
Data Center  (Tesla & Mellanox) 2048 Mio. $ 2366 Mio. $ 2936 Mio. $ 3263 Mio. $ 3750 Mio. $
Professional Visualization  (Quadro) 372 Mio. $ 519 Mio. $ 577 Mio. $ 643 Mio. $ 622 Mio. $
Auto  (Tegra) 154 Mio. $ 152 Mio. $ 135 Mio. $ 125 Mio. $ 138 Mio. $
OEM & Other 327 Mio. $ 409 Mio. $ 234 Mio. $ 192 Mio. $ 158 Mio. $

Bei den anderen Sparten bewegte sich grundsätzlich nicht so sehr viel, insbesondere im Vergleich zum direkten Vorquartal. Allenfalls ist beachtbar, dass "OEM & Other" im Jahresvergleich deutlich abbaute, während "Professional Visualization" sich im Jahresvergleich erheblich verbessert zeigte. All diese geschäftlichen Ergebnisse wurden dabei durchgehend mit der aktuellen Hardware-Generation "Ampere" erzielt, sowohl im HPC- als auch Gaming-Bereich. Deren HPC-Nachfolger "Hopper" wurde zwar bereits angekündigt, jener soll aber erst mit dem dritten Quartal geschäftswirksam werden. Dies dürfte genauso für die kommende Gaming-Generation "Ada Lovelace" gelten, jene scheint einen ähnlichen Termin zu haben. Doch während der geschäftliche Übergang im HPC-Segment in aller Regel recht fließend passiert, könnte es im Gaming-Segment durchaus den einen oder anderen geschäftlichen "Schluckauf" zu verdauen geben.

Dies passiert, wenn die Grafikkarten-Hersteller und Distributoren den Bestands-Abbau an Grafikkarten nach alter Generation beginnen – was vorausschauenderweise schon passiert, wenn die neue Generation noch nicht verkaufsfertig ist. Schließlich halten sich in der Übergangszeit auch die Konsumenten zurück, dieser Effekt ist schließlich schon jetzt zu sehen. Gleichzeitig sind auch Abverkaufs-Aktionen seitens großer Cryptominer zu befürchten – womit sich in den kommenden zwei Quartalen niemand seitens Grafikkarten-Hersteller, Distributoren und Einzelhändler noch große Lagerbestände an Ampere-Chips/Grafikkarten hinlegen wird. Gleichzeitig muß nVidia natürlich zusehen, die entsprechenden Grafikchips selber schnell genug loszuwerden bzw. nicht mehr all zu viele davon herzustellen. Eine Notwendigkeit, zwei Grafikkarten-Generationen gleichzeitig im Markt zu halten, scheint bei der aktuellen Preis- und Verfügbarkeits-Situation nicht mehr gegeben zu sein.

Demzufolge ist es nicht gänzlich verwunderlich, wenn nVidia für das laufende zweite Fiskalquartal einen Umsatz von 8,1 Mrd. Dollar (±2%) prognostiziert. Dies wäre dann das erste Quartal seit zwei Jahren ohne neuen Umsatzrekord – welcher jedoch immer noch möglich erscheint, nVidia muß sich nur leicht nach unten verschätzen. Allerdings geht nVidia auch noch von anderen Bremsklötzern aus: So soll das Umsatz-Potential um immerhin 500 Mio. Dollar niedriger liegen allein durch den Verlust des russischen Marktes sowie durch die neuerlichen Covid-bezogenen Einschränkungen in China. Wenn man es genau nimmt, würde nVidia ohne diese Effekte also doch wieder kräftig wachsen – und dies in einem der unattraktivsten Jahresquartale und in der unglücklichen Zeit zwischen zwei Hardware-Generationen. Unabhängig einiger Kritik an Produkten & Preisen scheint nVidia geschäftlich doch so einiges richtig zu machen.