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Intel stellt Core iX-8000G Prozessoren mit integrierter Vega-Grafik offiziell vor

Wie erwartet, hat Intel in der Nacht von Sonntag auf Montag die Core iX-8000G Prozessoren mit integrierter Vega-Grafiklösung von AMD offiziell vorgestellt bzw. erste konkrete Produkte von Dell, HP und Intel selber für Ende des ersten Quartals in Aussicht gestellt. Selbige sollen später noch auf der CES zu sehen sein, sprich Intel ist augenscheinlich wohl schon spruchreif mit dieser bisher mit dem Codenamen "Kaby-Lake-G" laufenden "Intel-CPU mit AMD-Grafik", an dieser Stelle ungenauerweise auch gern einmal als "Intel-APU" tituliert. Gegenüber der Vorberichterstattung ändert sich kaum etwas, insbesondere läßt sich den dort aufbereitenen Intel-eigenen Benchmarks derzeit leider noch nichts neues hinzufügen. Dato ist alles erst einmal nur im Rahmen einer Ankündigung zur späteren Auslieferung, gibt es noch keine auslieferungsreifen Endprodukte mit Kaby-Lake-G und werden unabhängige Benchmarks damit noch ein wenig auf sich warten lassen.

Dennoch lassen sich noch ein paar wichtige Nebenpunkte nachtragen: So kommen die CPU-Modelle mit der größeren Grafiklösung "Radeon RX Vega M GH" generell mit 100 Watt TDP daher, die CPU-Modelle mit der kleineren Grafiklösung "Radeon RX Vega M GL" dagegen nur mit 65 Watt TDP (jeweils mit dynamischer Verteilung der TDP zwischen CPU und GPU). Der erhebliche TDP-Unterschied passt durchaus angesichts des erheblichen Rohleistungs-Unterschieds zwischen "GH" und "GL": Die größere GH-Lösung kommt mit bis zu 3,7 TFlops Rechenleistung an 205 GB/sec Speicherbandbreite daher, die kleinere GL-Lösung bietet an dieser Stelle nur 2,6 TFlops Rechenleistung an 179 GB/sec Speicherbandbreite auf. Zudem gibt es noch eine andere klare Differenzierung: Die größere GH-Lösung kommt mit immerhin 64 aktiven ROPs daher, die kleinere GL-Lösung bietet dagegen nur deren Hälfte auf, ergo 32 aktive ROPs. Nominell ist dies ein durchaus gravierender Unterschied – aber da diese integrierte Grafiklösung allenfalls am Midrange-Niveau kratzt, sind 32 ROPs trotz der vergleichsweise niedrigen Taktraten dann doch vollkommen ausreichend, 64 ROPs erscheinen eher dann als "überpowert".

Welcher AMD-Grafikchip hierfür genau Pate stand, ist dagegen immer noch nicht bekannt. Intel nennt das ganze derzeit einfach "Vega M" – doch da jener Grafikchip von AMD schlicht nur (inklusive Treiber) eingekauft wird, sollte es eigentlich auch noch einen AMD-internen Codenamen geben. Durchaus denkbar, das wir hier schlicht "Vega 11" oder "Vega 12" sehen – und AMD jenen Chip nachfolgend dann noch für andere Produkte einsetzt. Das AMD jenen Vega M Grafikchip exklusiv nur für Intel aufgelegt, wäre zwar auch denkbar (angesichts der wesentlich bessere Verhandlungsposition Intels in jeglichen Vertragsgesprächen), aber natürlich auch unwirtschaftlich für AMD – denn das Kaby-Lake-G aus dem Stand heraus auf ganz große Stückzahlen kommt, wäre eine schon sehr mutige Wette. Unsicher ist zudem noch, ob Vega M eventuell noch mehr Hardware enthält, als derzeit offengelegt – es gibt hierzu das Gerücht über insgesamt 28 physikalisch vorhandene Shader-Einheiten. Normalerweise müsste Intel aber nicht solcherart Kompromisse eingehen, denn da man selber schon Salvage-Lösungen (in Form der "GL"-Ausführung) anbietet, gibt es hier keinen echten Zwang zur Selbstbeschränkung.

    AMD Vega M

  • ~200mm² Chipfläche in (vermutlich) der 14nm-Fertigung von GlobalFoundries
  • Architektur: Vega-basierend (GFX9)
  • DirectX 12.1 (Feature-Level 12_1) und Vulkan
  • 4 Raster-Engines
  • 24 Shader-Cluster mit 1536 Shader-Einheiten und 96 Textureneinheiten
  • 32 Raster Operation Units (ROPs)
  • 1024 Bit HBM2 Speicherinterface
  • 4 GB HBM2-Speicher

Die Chipfläche von Vega M ist jedenfalls mit grob geschätzt ~200mm² (anhand der Bilder der ComputerBase) schon sehr klein angesichts der immerhin 484mm² von Vega 10 – und damit auch kleiner als bei Polaris 11 (232mm²). Damit ergibt sich kaum eine Chance, das Vega M mit den Radeon RX 570/580 Grafikkarten konkurrieren könnte, auch nicht auf Desktop-typisch wesentlich höheren Taktraten. Bestenfalls kann AMD damit im Desktop-Segment neue, wesentlich interessantere Mainstream-Lösungen kreieren, welche nahe an die Radeon RX 570 herankommen können, aber letztlich trotzdem einen Tacken darunter bleiben sollten. Wirklich Sinn macht ein solcher Portfolio-Aufbau natürlich nicht, gerade da der für Vega M verwendete HBM2-Speicher für Mainstream-Bedürfnisse nach wie vor zu teuer sein dürfte.

An dieser Stelle ist es durchaus sinnig, wenn Intels Kaby-Lake-G derzeit nur für Mobile-Bedürfnisse und Mini-PCs erscheint, wo die Kostenlage des Prozessors im Gesamtpreis des Geräts untergeht. An dieser Stelle ist dann aber auch noch ein kleiner Haken versteckt: Die größere GH-Grafik wird anfänglich nur für Intels NUCs zur Verfügung stehen, nicht aber für die Notebook-Hersteller – welche sich mit der kleinen und klar weniger potenten GL-Grafik zufriedengeben müssen. Die Performance-Differenz ist mit "Niveau GeForce GTX 1060 MaxQ" (GH-Lösung) zu "Niveau GeForce GTX 1050 Ti Mobile" (GL-Lösung) nicht gerade klein, im 3DMark13 FireStrike dürfte die größere GH-Lösung um (geschätzt) ~35% schneller als die kleinere GL-Lösung herauskommen. Die schnellste integrierte Grafik im Notebook-Segment hat Intel damit dennoch – aber man kann jene bereits mit einer GeForce GTX 1060 MaxQ ausstechen, was nun gerade einmal den Anfang der wirklich potenten Mobile-Grafiklösungen darstellt.

unl. CPU Intel-GPU AMD-GPU vPro TDP
Core i7-8809G 4C +HT, 8 MB L3, 3.1/4.2 GHz HD Graphics 630 @ 350/1100 MHz Radeon RX Vega M GH, 24 CU @ 1063/1190/800 MHz 100W
Core i7-8709G 4C +HT, 8 MB L3, 3.1/4.1 GHz HD Graphics 630 @ 350/1100 MHz Radeon RX Vega M GH, 24 CU @ 1063/1190/800 MHz 100W
Core i7-8706G 4C +HT, 8 MB L3, 3.1/4.1 GHz HD Graphics 630 @ 350/1100 MHz Radeon RX Vega M GL, 20 CU @ 931/1011/700 MHz 65W
Core i7-8705G 4C +HT, 8 MB L3, 3.1/4.1 GHz HD Graphics 630 @ 350/1100 MHz Radeon RX Vega M GL, 20 CU @ 931/1011/700 MHz 65W
Core i5-8305G 4C +HT, 6 MB L3, 2.8/3.8 GHz HD Graphics 630 @ 350/1100 MHz Radeon RX Vega M GL, 20 CU @ 931/1011/700 MHz 65W

Abschließend sei noch auf die kleinen Differenzen der vorstehend nunmehr offiziellen Modell-Liste gegenüber der Vorberichterstattung hingewiesen: So läuft das zweitniedrigste Modell nicht unter dem Siegel "Core i5", sondern auch als "Core i7" – nur das langsamste Modell ist somit ein "Core i5". Zudem gibt es ein fünftes Modell in Form des Core i7-8706G – ein Wiedergänger des Core i7-8705G, nur eben mit vPro-Support. Da selbiger jedoch in manchen Notebook-Angeboten des Retailhandels durchaus angeboten wird, wo man einfach auch auf professionelle Kundschaft schielt, wurde dieses Modell sicherheitshalber hier mit notiert. Der Speichersupport beträgt (typisch für Kaby Lake) durchgehend DDR4/2400 – und letztlich wurden noch die Speichertaktungen des HBM2 notiert: 700 MHz bei der kleineren GL-Lösung sowie 800 MHz bei der größeren GH-Lösung.

Nachtrag vom 21. Mai 2018

Bei der PC Games Hardware hat man sich noch einmal aus technologischer Sicht mit der "Radeon RX Vega M GH" von Intels Kaby-Lake-G beschäftigt. Dabei wurde klar herausgearbeitet, das es sich bei dieser Grafiklösung um einen Polaris-Abkömmling handelt, die Namenswahl mit "Vega" somit eher denn Marketing darstellt. Dies zeigt sich sowohl an der Feature-Palette, wo derzeit der HBM2-Speicher das einzige (nutzbare) Feature mit Vega-Abstammung ist, als auch bei einer Detailbetrachtung des anisotropen Filters, wonach die AF-Einheiten von Polaris und nicht von Vega kommen. Interessant ist zudem, das Radeon RX Vega M GH/GL mit den aktuellen Treibern das HBCC-Feature nicht aktivieren kann – obwohl jenes von Intel bei der Vorstellung von Kaby-Lake-G beworben wurde und HBCC gerade bei (vergleichsweise) Grafikkartenspeicher nutzvoll sein sollte. In der Summe der Dinge sollte man also der Angabe des Hardwareinfo-Tools AIDA64 trauen und die Grafiklösung von Kaby-Lake-G zukünftig besser wohl als "Polaris 22" bezeichen.