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Intel verabschiedet sich offiziell vom "Tick-Tock"-Schema

In einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht (PDF) hat Intel das offiziell gemacht, was inoffiziell bereits praktiziert wurde: Die Verabschiedung vom früheren "Tick-Tock"-Schema bei Intels Prozessoren-Generationen, hin zu einem "Process-Architecture-Optimization"-Schema. Während früher also ein Fertigungsprozeß für zwei Prozessoren-Generationen herhalten musste, sind es nun auch ganz offiziell drei Prozessoren-Generationen. Die dritte, eingeschobene Generation dient dann der Optimierung der vorhergehend eingeführten neuen Architektur-Stufe. Eine inoffizielle Bezeichung "Tick-Tock-Tock" wäre also falsch, da "Tock" eine neue Architektur bedeutet – sinngemäß müsste es eher "Tick-Tock-Tack" heissen, was Intel wohlweislich mit "Process-Architecture-Optimization" anders benannt hat:

Grundlage der Intel-Entscheidung ist natürlich, das die Vorbereitung neuer Fertigungsverfahren einfach mehr Zeit kostet als früher noch – derzeit bei Intel eher 2,5 Jahre als früher 2 Jahre. Das neue "Process-Architecture-Optimization"-Schema nimmt für Intel einigen Druck aus der Sache, somit ist man auch gegenüber zukünftigen weiteren Verzögerungen bei der Einführung neuer Fertigungsverfahren vorbereitet bzw. hat entsprechende Zeitreserven. Hier spielt auch mit hinein, das Intel weiterhin an den bekannt großen Fortschritten bei neuen Fertigungsverfahren festhält und lieber entsprechend längere Entwicklungszeiträume in Kauf nimmt. Andere Halbleiterfertiger ziehen hingegen die bekannte Zweijahresregel vor – und werden demzufolge folgerichtig geringere Fortschritte zwischen den einzelnen Fertigungsverfahren akzeptieren müssen.

Faktisch hat Intel jenes neue Schema allerdings bereits mit der 22nm-Fertigung durchgeführt: Auf Ivy Bridge als erste 22nm-Prozessoren folgte ein Jahr später Haswell – und nochmals ein Jahr später dann eben nicht die erste 14nm-Generation, sondern ein Haswell-Refresh, da noch keine 14nm-Prozessoren zur Verfügung standen. Innerhalb der 14nm-Fertigung wurde das ganze nunmehr sogar offiziell gemacht: Nach dem Einstieg mit Broadwell kam Skylake, welches dann mit Kaby Lake die dritte offizielle 14nm-Generation von Intel nachfolgen wird. Selbst für die 10nm-Fertigung sind die drei entsprechenden Intel Prozessoren-Generationen bereits bekannt: Auf Cannonlake werden Icelake und Tigerlake nachfolgen.

erste Generation zweite Generation dritte Generation
Intel 32nm Nehalem Westmere
(Januar 2010)
Sandy Bridge
(Januar 2011)
-
Intel 22nm Ivy Bridge
(April 2012)
Haswell
(Juni 2013)
Haswell-Refresh
(Mai 2014)
Intel 14nm Broadwell
(Sept. 2014, Desktop erst Juni 2015)
Skylake
(August 2015)
Kaby Lake
(vorausstl. Ende 2016 bis Anfang 2017)
Intel 10nm Cannonlake
(vorausstl. H2/2017)
Icelake
(vorausstl. H2/2018)
Tigerlake
(vorausstl. H2/2019)

Wovon Intel sich noch nicht getrennt hat, ist die Bezeichung der jeweils zweiten Ausbaustufe innerhab einer Fertigungsstufe als "neue Architektur". Dies kann man allerdings lange nicht mehr so nennen, nachdem die IPC-Gewinne der einzelnen Prozessoren-Generationen bei inzwischen klar unterhalb von 10% liegen und auch keine bedeutsamen Taktratengewinne mehr erzielt werden. Wenn man es eng sieht, befinden wir uns mit Skylake in der 5. Ausbaustufe der Nehalem-Architektur, wobei nur die erste Ausbaustufe in Form von Sandy Bridge passable IPC- und Taktraten-Gewinne ergab. Möglicherweise wird Intel in Zukunft wieder bedeutsamere Leistungssteigerungen erzielen, wenn man – vorangetrieben durch AMDs Zen-Architektur – vielleicht das Modell 2/4-Kerner zugunsten von 4/8-Kernern verändert.

Es wird sich damit allerdings auch nur einmal verschleiern lassen können, das die erzielbaren Architektur-Verbesserungen nahezu am Ende angelangt sind. Intel quält sich inzwischen mit IPC-Steigerungen von unterhalb 10% pro zwei Generationen herum – und wesentlich besser dürfte dies auch nicht mehr werden, denn die offensichtlichen Optionen sind mit der vierten Integer-Einheit bei Haswell ein eigentlichen schon ausgeschöpft. Ob Intel langfristig gesehen noch einmal eine wirklich neue Prozessoren-Architektur auflegt, bliebe hingegen abzuwarten – sinnvoll wäre es durchaus, aber auch dafür braucht es erst einmal entsprechende Ansatzpunkte. Wenigstens ist es für AMD damit etwas einfacher, Intel doch wieder nahezukommen – wenn Intel jedes Jahr mit +15% IPC vorangehen würde, wären AMDs Planungen um so schwieriger umzusetzen.