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Umfrage-Auswertung: Wie ist der Ersteindruck zu Intels Comet Lake?

Auszuwerten ist noch die Umfrage zum Ersteindruck zu Intels "Comet Lake" Prozesoren-Generation, welche im Juni durchgeführt wurde. Nicht gänzlich unerwartet konnte Intels Core i-10000 Prozessoren-Serie dabei keine gute Wertung einfahren, sondern setzt vielmehr Intels Abwärtstrend über die letzten diesbezüglichen Umfragen fort. Somit reichte es auch nur zu 7,2% positivem Ersteindruck zu wenigstens noch 39,6% durchschnittlichem Ersteindruck und allerdings gleich 53,2% negativem Ersteindruck. Dies ist ein Ergebnis, welches nur partiell besser ist als seinerzeit bei AMDs initialen Bulldozer-Prozessoren (Umfrage von anno 2011) und teilweise sogar von früheren HEDT-Generationen geschlagen wird, welche durch ihr hohes Preisniveau in diesem Umfragen üblicherweise einen schweren Stand haben (sofern nicht "Threadripper" im Name auftaucht).

Interessant ist die hauptsächliche Begründung dieses schlechten Ergebnisses – wo gleich satte 61,8% der Umfrageteilnehmer mit durchschnittlichem oder negativem Ersteindruck den zu hohen Stromverbrauch der neuen Intel-Prozessoren anmängeln. Hier spielt sicherlich auch die Relation zum erreichten Performance-Ergebnis mit hinein, denn für das allerschnellste Produkt wurde in aller Regel noch nie dessen Stromverbrauch in diesem hohen Maßstab kritisiert. Aber wer eben nur zweiter Sieger wird, sieht sich schnell mit dieserart Kritik konfrontiert – AMD kann davon sein eigenes Lied singen, sowohl in der CPU- als auch GPU-Sparte. Für Intel kommt Kritik gerade aus dieser Schiene sicher eher unerwartet, weist jedoch letztlich auf die zugrundeliegende Problematik hin, dass die Mehrheit der CPU-Käufer auch im Enthusiasten-Segment keine künstlich überdrehten Prozessoren gutheißt – sondern dass der CPU-Stromverbrauch auch irgendwo seine wirklichen Grenzen haben sollte.

Die anderen zu bemängelnden Punkte fallen gegenüber der Frage des Stromverbrauchs logischerweise stark ab: Nur 6,5% ist die Anzahl der gebotenen CPU-Kerne in der Leistungsspitze zu wenig, 17,8% stören sich an den (anfänglich) zu hohen Straßenpreisen (welche inzwischen auf ein gewisses "Normalmaß" zurechtgestutzt wurden), und immerhin 12,8% geben andere Gründe an. Bemerkenswert ist, dass gerade einmal 1,1% die schwache Übertaktungseignung von "Comet Lake" notiert haben. Möglicherweise eignet sich dies weniger als primärer Grund für einen durchschnittlichen oder negativen Ersteindruck, aber dennoch hätte man diese CPU-Eigenschaft früher sicherlich stärker beachtet. Augenscheinlich ist die CPU-Übertaktung inzwischen jedoch kaum mehr populär bzw. beschränkt sich auf eine eher kleine Anwendergruppe – im Gegensatz zu früher, wo dies zu Zeiten von Intels Pentium und AMDs K-Prozessoren faktisch ein Volkssport war.

In der Summe der Dinge hat Intel bei "Comet Lake" nicht gegen den allgemeinen Trend ankommen können, nach welchem die vielen Core-Generationen mit zumeist eher kleinen Fortschritten Intel in der Anwendergunst mit jeder neuen CPU-Generation immer weiter nach unten gedrückt haben. Gegenläufige Trends gab es nur bei "Skylake" (wahrscheinlich wegen des eher größeren Zeitabstands zu den vorherigen Desktop-Prozessoren) und "Coffee Lake", weil es dort erstmals mehr als 4 CPU-Kerne in Intels regulärem Desktop-Portfolio gab. Danach haben Intel aber auch die Sprünge auf 8 CPU-Kerne mit dem Coffee Lake Refresh sowie sogar 10 CPU-Kerne mittels Comet Lake nicht weitergeholfen. Maßgeblich hierfür dürfte sein, dass Intel die originale Skylake-Architektur samt deren 14nm-Fertigung in den Augen der Anwender nunmehr einfach zu oft hintereinander bemüht hat. Dies wird als wenig innovativ wahrgenommen und hat nun inzwischen ja auch (Für Intel negative) Auswirkungen im Performance-Wettstreit mit AMD.

Dies ist natürlich nur die Stimmungslage bei denjenigen, welche sich ihren PC im Retail-Markt selber zusammenstellen – dort, wo AMD zuletzt regelmäßig über 85% Marktanteil in deutschen Landen herauskam. Bei dieser Anwendergruppe handelt es sich jedoch üblicherweise verstärkt um Multiplikatoren, deren Meinung ergo auch die PC-Käufe anderer Computernutzer beeinflußt. Intel kann angesichts seiner Geschäftszahlen und auch der weltweiten CPU-Marktanteile derzeit noch ganz gut ohne diese Gruppe der Retailmarkt-Käufer leben – aber langfristig wird es natürlich Auswirkungen haben, wenn Intel in der Gunst der PC-Enthusiasten weitab von seinem "angestammten Platz" steht, vielmehr sogar bei (lächerlichen) Marken von 10-15% herumkrebst. Natürlich kann Intel nicht von heute auf morgen das Ruder herumreißen, CPU-Entwicklung ist eine mehrjährige Angelegenheit. Aber sicherlich dürfte es Intels Zielsetzung sein, auch die Käufer des Retail- und Enthusiasten-Segments zukünftig wieder zu begeistern.

(Launch) positiv durchschnittlich negativ Kaufinteresse
Intel Comet Lake (Mai 2020) 7,2% 39,6% 53,2% 3,3%
Intel Cascade Lake X (November 2019) 6,7% 18,9% 74,4% 2,0%
AMD Ryzen Threadripper 3000 (November 2019) 92,9% 5,4% 2,0% 13,4%
AMD Ryzen 3000 (Juli 2019) 90,4% 7,6% 2,0% 78,0%
Intel Coffee Lake Refresh (Oktober 2018) 8,4% 35,1% 56,5% 4,1%
AMD Ryzen Threadripper 2000 (August 2018) 77,9% 16,2% 5,9% 21,6%
AMD Ryzen 2000 (April 2018) 90,6% 7,2% 2,2% 65,8%
AMD Raven Ridge (Februar 2018) 89,1% 8,6% 2,3% 49,2%
Intel Coffee Lake (Oktober 2017) 50,7% 28,1% 21,2% 32,7%
AMD Ryzen Threadripper (August 2017) 80,8% 13,9% 5,3% 21,6%
Intel Skylake-X (Juni 2017) 12,3% 32,0% 55,7% 5,3%
AMD Ryzen 5 (April 2017) 83,9% 9,4% 6,7% 53,8%
AMD Ryzen 7 (März 2017) 74,6% 17,5% 7,9% 55,9%
Intel Kaby Lake (Januar 2017) 12,0% 45,3% 42,7% 6,2%
Intel Broadwell-E (Juni 2016) 16,0% 35,7% 48,3% 3,1%
Intel Skylake (August 2015) 24,9% 47,8% 27,3% 16,6%
Intel Haswell-E (August 2014) 42,0% 36,3% 21,7% 13,5%
AMD Kaveri (Januar 2014) 53,1% 32,4% 14,5% 35,5%
Intel Ivy Bridge E (September 2013) 13,3% 39,6% 47,1% 3,6%
AMD Richland (Juni 2013) 47,7% 34,7% 17,6% 27,4%
Intel Haswell (Juni 2013) 15,6% 46,3% 38,1% 9,8%
AMD Temash & Kabini (Mai 2013) 68,5% 19,4% 12,1% 51,3%
AMD Vishera (Oktober 2012) 28,2% 44,6% 27,2% 17,8%
AMD Trinity (Mobile) (Mai 2012) 50,9% 28,8% 20,3% 42,1%
Intel Ivy Bridge (April 2012) 40,5% 43,5% 16,0% 27,3%
AMD Bulldozer (Oktober 2011) 6,8% 26,5% 66,7% 5,6%
AMD Llano (Juni 2011) 57,9% 26,8% 15,3% 41,6%
Intel Sandy Bridge (Januar 2011) 75,9% 14,4% 9,7% 51,4%
AMD Bobcat (November 2010) 71,3% 18,2% 10,5% ?

Nachtrag vom 20. August 2020

Ein Punkt, welcher bei der Umfrage-Auswertung zum Ersteindruck von Intels "Comet Lake" noch auffällig war, liegt im hohen Anteil jener Umfrage-Teilnehmer mit positivem Ersteindruck, welche allerdings schon mit gleichwertiger oder besserer Hardware eingedeckt sind. Bei den direkt zurückliegenden Intel-Generationen waren dies immer um die 20% herum, bei Comet Lake schoß dieser Wert dann aber auf gleich 35,7% (in der Teilgruppe der Umfrageteilnehmer mit positivem Ersteindruck). Dabei gab es auch mittels Comet Lake wiederum einen Zuwachs an CPU-Kernen (und auch CPU-Performance) an der Leistungspitze, zudem ist die Intel-interne Konkurrenz durch Intels HEDT-Prozessoren inzwischen faktisch weggefallen. Allerdings steht Intel nun erstmals gegenüber AMD-Prozessoren (in Form von Zen 2), welche in der Leistungsspitze (und dies schon unterhalb der HEDT-Sphäre) deutlich mehr bieten – deswegen der klar nach oben gehende Wert, welcher natürlich auch die Marktchancen von Comet Lake (negativ) tangiert. Denn ein gutklassiges Produkt kann um so weniger gekauft werden, je stärker bereits eine Abdeckung mit gleichwertiger Hardware vorhanden ist.

Coffee Lake Coffee Lake Refresh Comet Lake
technische Veränderung an der Leistungsspitze 4C → 6C 6C → 8C 8C → 10C
positiver Ersteindruck, aber schon mit gleichwertigem oder besserem eingedeckt 22,8% 19,7% 35,7%
Quelle Umfrage von Oktober 2017 Umfrage von November 2018 Umfrage von Juni 2020

Um dieser Situation zu begegnen, müsste Intel entweder früher als AMD mit seiner Produkt-Offensive daherkommen oder schlicht die stärkere Hardware aufbieten – was beides wie bekannt nicht gelungen ist. Für die nachfolgenden Intel-Generationen ist in dieser Frage dann regelrecht schwarz zu sehen: AMD wird zuerst einmal mit "Zen 3" nachlegen, erst danach darf sich Intel dann mittels "Rocket Lake" (Anfang 2021) und "Alder Lake" (frühestens H2/2021) erneut versuchen. In beiden Fällen sieht es aber weniger danach aus, als könnte Intel ein Produkt auf die Beine stellen, welches insbesondere in der Leistungsspitze neue Horizonte aufmacht – und somit den Anteil der Nutzer, welche schon mit etwas gleichwertigem oder besserem eingedeckt sind, niedrig hält. Selbiger Anteil lag in der entsprechenden Umfrage zu Ryzen 3000 im übrigen bei gerade einmal 10,7% – ein gutes Anzeichen darauf, das jene CPU-Generation einen substantiellen Fortschritt geliefert hat.