
Mittels einer Umfrage von Ende August wurde die Frage nach dem Ersteindruck zu AMDs Ryzen 9000 Prozessoren-Serie gestellt, gemäß der seinerzeitig vorliegenden Resultate, welche in der entsprechenden Launch-Analyse zusammengefasst sind. Die Umfrage lief somit primär zu einem Zeitpunkt, wo alle die jetzt herauskommenden kleineren Performance-Verbesserungen zugunsten von Ryzen 9000 bzw. Zen 5 noch nicht bekannt oder noch nicht spruchreif waren – spiegelt also den tatsächlichen Erst-Eindruck zu dieser Prozessoren-Serie wieder. Und jener fällt nun mal nicht berauschend aus, denn gerade für AMD- bzw. Zen-Verhältnisse sind 21,1% positiver Ersteindruck zu 55,2% durchschnittlicher Ersteindruck samt 23,7% negativer Ersteindruck ein regelrecht schlechtes Ergebnis. Man erinnere sich: Die allerersten Zen-Generationen traten seinerzeit mal mit Umfrage-Ergebnissen von 70-90% positivem Ersteindruck (!) an.
Davon ist Zen 5 nunmehr weit entfernt, wobei dies natürlich nicht nur an der Technik selber liegt, sondern auch an der konkreten Modell-Gestaltung sowie Preis-Festsetzung. Dass, was die Umfrage-Teilnehmer mit durchschnittlichem wie negativem Ersteindruck in klarer Mehrheit an Ryzen 9000 bemängeln, ist allerdings vornehmlich der geringe Performance-Sprung bzw. das Fehlen von (noch etwas höherer) Mehrperformance. Gleich 79,3% dieser Teilmenge der Umfrage-Teilnehmer stimmten für jene Option, während hingegen die zu hohen Straßenpreise immerhin noch von 15,8% als erster Stolperstein für Ryzen 9000 genannt wurden. Der Punkt der zu geringen Mehrperformance wurde bei der Umfrage zudem aufgeteilt in eine umbestimmte Antwortoption und eine Antwortoption rein die Spiele-Performance betreffend. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Antwortoptionen liegt fast gleichauf (38,3% zu 41,0%) – was aber im Endeffekt darauf hindeutet, dass die fehlende Spiele-Performance den etwas gewichtigeren Effekt darstellt.
An diesem Punkt kommt denkbarerweise das bisherige Zen-Prozessorendesign an sein Ende bzw. benötigt es den nächsten (größeren) evolutionären Schritt. Bislang ist AMD recht gut (und günstig) gefahren mit einem Prozessoren-Design, welches Consumer- und Server-Prozessoren weitgehend auf Basis des selben Siliziums erstellt (die CCDs der Ryzen-Prozessoren werden genauso auch im Server-Segment verwendet, nur das IOD ist dort ein anderes). Inzwischen optimiert AMD jenes gemeinsame Prozessoren-Design für Consumer- und Server-Bedürfnisse jedoch primär in Richtung Server-Eignung, einfach weil dort AMDs Marktpotential und natürlich auch die Margen größer sind. Dies behindert nunmehr allerdings die Weiterentwicklung bei den Consumer-Prozessoren, überaus augenscheinlich geworden beim schwachen Performance-Gewinn zwischen Ryzen 7000 und 9000. AMD muß hier möglicherweise darüber nachdenken, den Gedanken des gemeinsam genutzten CCDs irgendwann aufzugeben.
Denn letztlich muß sich AMD darüber im klaren sein, dass man für die nächsten Zen-Generationen mal wieder etwas "richtiges" bieten muß, man ansonsten die Gunst der Nutzer verliert. Es kaufen auch nicht alle Prozessoren-Käufer die X3D-Modelle und allein im Enthusiasten-Segment eine Marktdominanz zu haben, sollte AMD zu wenig sein. Anders formuliert: Auch die normalen Ryzen-Modelle ohne X3D müssen zukünftig wieder etwas bieten, ansonsten macht AMD die Tür auf für Intel. Durch nichts deutlicher wird dies ausgedrückt als dem Trend der langfristigen Umfrage-Ergebnisse zu den Ersteindrucks-Umfragen der Prozessoren-Launches seit dem Jahr 2011. Hierbei erklomm AMD mit den ersten Zen-Generationen zuerst einsame Gipfel, seinerzeit sicherlich auch daraus resultierend, dass AMD mit seinen Zen-Prozessoren den ewigen Einheitstrott bei Intel aufgebrochen hatte (bezahlbare Sechs- und Achtkerner im Consumer-Segment).
Verständlich wohl auch, dass man solche Gipfel nicht ganz halten kann, gerade wenn der Wettbewerber (Intel) dann tatsächlich reagiert und eigene interessante Prozessoren herausbringt (erster Versuch: Coffee Lake, richtiger Versuch: Alder Lake). Allerdings ist der Absturz an Zustimmung bei den beiden neuesten Prozessoren-Generationen von AMD doch überaus rasant verlaufen und bringt AMD bei Zen 5 nunmehr in Zustimmungs-Regionen, die auch Intel mit einer allein mittelprächtigen Leistung erreichen kann. Diese Chance hat Intels kommende "Arrow Lake" Generation nunmehr zweifelsfrei, bei gutem Gelingen könnte Intel sogar wieder auf höhere Zustimmungs-Werte als AMD kommen. AMD sollte dies somit als letzten Warnschuß sehen, dass man keineswegs noch eine weitere derart laue Prozessoren-Generation (wie Zen 5) bringen kann. Der frühere Underdog-Bonus von AMD, wo anno dazumal selbst die eher mittelmäßigen AMD-APUs wie Bobcat, Llano und nachfolgende auf gute Zustimmungswerte kamen, ist nunmehr augenscheinlich verspielt.