Zur Performance-Differenz zwischen den beiden Ausführungen der Radeon RX 480 liegen nunmehr mehrere Artikel vor, so das sich dieses Thema nunmehr genauer betrachten läßt. Zum Launch hatten AnandTech als seinerzeit einziger Artikel ein paar entsprechende Benchmark-Werte aufgenommen, welche die Radeon RX 480 4GB nur um -3,4% unter FullHD sowie -3,3% unter WQHD zurückliegend sahen. Angesichts des hohen Unterschieds beim Speichertakt (3500 zu 4000 MHz, -12,5% gegen die 4-GB-Version) sowie der bekannten Bandbreiten-Abhängigkeit der Radeon RX 480 überraschte dies durchaus, so das seinerzeit jene Werte noch nicht für voll genommen werden konnten. Inzwischen ergibt sich jedoch einer gewisse Erklärung dieser Werte: Da die 4-GB-Version durch den niedrigeren Speichertakt ein paar Watt Stromverbrauch (im Speicherinterface, die Auswirkung in den Speicherzellen selber dürften nur marginal sein) einspart und das Power-Limit der 4-GB-Version unverändert auf 170 Watt liegt, kann bei der Radeon RX 480 4GB schlicht der Grafikchip real etwas höher takten und die Bandbreiten-Differenz durch eine höhere praktische Rechenleistung somit teilweise wieder egalisieren.
AMD hat mit dem Crimson 16.7.1 Treiber den versprochenen Treiberfix für den zu hohen Stromverbrauch der Radeon RX 480 über den PCI-Express-Slot geliefert. Wie erwartet worden war, hat man sich dabei der programmierbaren Stromaufteilung zwischen PCI-Express-Slot und extra Stromstecker bedient und zieht nun einfach mehr über jenen Stromstecker und weniger über den Slot selber. Die Strombelastung auf dem Mainboard bleibt somit durchgehend unterhalb der normgerechten 75 Watt, womit auch das Restrisiko auf alten bzw. schwachen Mainboards wegfällt. Dabei zieht die ganze Karte im übrigen laut allen Tests sogar 2-3 Watt mehr als mit dem alten Treiber – da der reine Grafikchip jedoch weiterhin bei einem Verbrauch von 110 Watt steht, wird dies mittels zusätzlichen Wandlerverlusten durch die nunmehr ungerade Stromverbrauchs-Aufteilung erklärt.
Nachdem AMDs Polaris-Portfolio mehr oder weniger steht, richtet sich das Augenmerk gerade der an echter HighEnd-Performance interessierten Nutzerschaft dann sicherlich teilweise schon wieder in Richtung der nachfolgenden Vega-Chips. Den Anfang hierzu sollte Vega 10 machen, womöglich sogar noch in diesem Jahr. Hierzu gibt es nunmehr zwei neue Hinweise, wenngleich beide ziemlich indirekt sind und damit noch keine Sicherheiten gegeben werden können. Als erstes berichtete die PC Games Hardware schon letzte Woche von einer auf einer AMD-Webseite beiläufig gelisteten "Radeon RX 490" (inzwischen dort wieder gelöscht). Interessanterweise lief diese Namensnennung im Rahmen einer Spielebundle-Übersichtsseite, welche terminlich bis auf den 31. Dezember 2016 festgesetzt war – und legt damit nahe, das jene Radeon RX 490 ergo vorher noch erscheinen sollte. Gemäß AMDs neuem Namensschema kann es sich hierbei kaum um eine Polaris-basierte Lösung handeln, denn dafür wäre ein breiteres Speicherinterface vonnöten.
Nach den (teilweise) freischaltbaren Radeon R9 290 und Radeon R9 Fury hat AMD bei der Radeon RX 480 wieder einmal eine kleine Überraschung zugunsten der Hardware-Käufer zu bieten: Die erste Charge der 4-GB-Version dieser Karte wird mit 8 GB physikalisch verbautem Speicher ausgeliefert (wovon per BIOS nur 4 GB freigeschaltet sind). Bestätigen können dies Tweakers (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) sowie Hardwareluxx jeweils auf Basis von Usermeldungen im eigenem Forum sowie WCCF Tech auf Basis eigener Recherche. Verbaut werden bei diesen Karten generell 8 Stück GDDR5-Speicherchips mit jeweils 1 GB Speicherkapazität – obwohl für die gewünschte Speichermenge von 4 GB natürlich Speicherchips mit jeweils 0,5 GB Speicherkapazität ausreichend wären.
Mit dem Launch der Radeon RX 480 gab es auch ein paar neue Informationen zu den Spezifikationen der nachfolgenden kleineren Polaris-Karten Radeon RX 460 und 470. Zur kleineren Polaris-11-basierten Radeon RX 460 hat AMD hierbei schon die genauen Hardware-Spezifikationen samt einem Blockdiagramm offengelegt – was fehlt, sind nur noch die konkreten Taktraten. Danach wird die Radeon RX 460 augenscheinlich im Vollausbau des Polaris-11-Chips (früher von AMD schon mit 16 Shader-Clustern beschrieben) mit 1024 Shader-Einheiten an einem 128 Bit GDDR5-Speicherinterface daherkommen. Sinngemäß handelt es sich damit bei Polaris 11 um eine leicht aufgebohrte Bonaire-Neuauflage, dort standen 896 Shader-Einheiten an einem 128 Bit GDDR5-Speicherinterface zur Verfügung, gleich ist beiden Grafikchips die Verwendung von zwei Raster-Engines (wichtiger Unterschied zum vorhergehenden Cape-Verde-Chip). Der Vergleich mit dem Pitcairn-Chip wird dagegen schwierig, da jener nicht nur 20% mehr Shader-Einheiten, sondern auch ein doppelt so breites Speicherinterface zur Verfügung hat.
Während AMD den Polaris-10-Chip von Radeon RX 470 & 480 fest als mit 36 Shader-Clustern (und damit 2304 Shader-Einheiten) im Vollausbau nennt, gab es hierzu am Launchtag auch Gegenstimmen: Sowohl ComputerBase als auch Golem berichten von eigentlich 40 auf dem Polaris-10-Die befindlichen Shader-Clustern – bei der ComputerBase auf Basis von "externen Quellen", bei Golem wohl sogar auf Basis einer unter-der-Hand-Information seitens der AMD-Ingenieure. Völlig abwegig ist diese These nicht, denn AMD gibt regulär nur Spezifikationen für einzelne Grafikchip-Varianten (wie eben die Radeon RX 480) an, nicht aber für den vollständigen Grafikchip. Allerdings wird es schwierig, auf den vorliegenden Die-Bildern zu Polaris 10 noch Platz für die restlichen vier Shader-Cluster zu finden – denn jene zeigen recht eindeutig diese 36 gleichartigen Funktionsblöcke (aka die Shader-Cluster) an:
Wie kürzlich erwähnt, existieren gleich zwei den Hardwaretestern zur Verfügung gestellte Launchtreiber für die Radeon RX 480: Der initial gelieferte Crimson 16.6.2 Beta, sowie der erst am Montag (und damit einen Tag vor Launch) nachgelieferte Crimson 16.20.1035.1001-RC1. Der neuere Treiber beseitigt einen Bug bei der PCI-Express-Bandbreite, die Radeon RX 480 gewinnt dadurch zwischen +1,5% (ComputerBase) bis +2,9-3,4% (TweakPC) an Performance hinzu. Von den für unsere Launch-Analyse ausgewerteten Hardwaretests zur Radeon RX 480 haben allerdings nur drei Artikel mit diesem Treiber gemessen – sicherlich der Kürze der Zeit geschuldet, aber dennoch war damit die klare Mehrheit der Launchtests eben noch auf dem alten Treiber zugange. Im der Gesamtrechnung aller Tests sollte die Radeon RX 480 bei drei Tests mit aktualisiertem Treiber und 12 Tests mit altem Treiber im übrigen zwischen +1,2% bis +2,7% zulegen können – je nachdem, ob die +1,5% der ComputerBase oder +3,4% von TweakPC allgemeingültiger sind.
Die PC Games Hardware hat eine feine AMD-Präsentationsfolie ausgegraben, welche das Namensschema der Radeon 400 Serie ganz offiziell erklärt. So ist als erstes der Suffix "RX" nicht bindend, sondern kommt eher nur bei den Gamer-Grafikkarten zum Einsatz. Technisch verspricht AMD hierzu (für den "RX"-Suffix) mindestens 1,5 TFlops Rechenleistung und mindestens 100 GB/sec Speicherbandbreite. In diese Definition passt beispielsweise die Bonaire-basierte Radeon R7 360 (1,61 TFlops & 104 GB/sec) noch knapp hinein – welche AMD aber sicherlich nicht für die Radeon 400 Serie verwenden wird, da der Bonaire-Chip durch den Polaris-11-Chip zu gut ersetzt wird.
Mit der Radeon RX 480 stellt AMD seine erste Grafikkarte der 14/16nm-Generation vor, welche deutlich mehr Performance (bezogen auf den Preispunkt) und eine (durch die neue Fertigung logischerweise) deutlich bessere Energieeffizienz mitbringen soll. Wie der umfangreichen Vorberichterstattung schon zu entnehmen, geht die Radeon RX 480 auf Basis des Polaris-10-Chip dabei nicht in den Zweikampf mit nVidias GeForce GTX 1070 & 1080 auf Basis des GP104-Chips, sondern ist eine glatte Performance-Stufe darunter angesiedelt. Mit der neuen Karte bringt AMD vielmehr eine klassische Midrange-Lösung zu Preispunkten von 214 Euro (4 GB) bzw. 256 Euro (8 GB) daher – welche nicht insgesamt, sondern in ihrem Preisbereich die beste Performance bieten soll ... zum Artikel.
Nachdem der erste Versuch in diese Richtung hin gründlich schiefgegangen ist, riskieren wir einen zweiten Versuch mit neuen, diesesmal wohl echten Spiele-Benchmarks zur Radeon RX480. Jene stammen aus dem polnischen Printmagazin "CD-Action", stammen augenscheinlich aus deren Launch-Test (was den kleinen Bruch des NDAs erklärt, das Printmagazin kam minimal früher als der Launch) und liegen logischerweise nur in gedruckter Form vor, Videocardz haben eine Kopie des ganzen. Getestet wurden hierbei die drei Spiele Metro: Last Light Redux, The Witcher 3 und World of Tanks jeweils auf FullHD, WQHD und UltraHD, zuzüglich gibt es Messungen unter dem 3DMark13. Jene wurden zwar verwirrend beschriftet, gemäß den Meßwerten dürfte hierbei jedoch durchgehend der FireStrike-Test in den drei Stufen Normal (FullHD), Extreme (WQHD) und Ultra (UltraHD) benutzt worden sein. Die 3DMark13-Werte dürften jedoch nur insgesamt-Werte darstellen, keine expliziten Graphics-Werte – was allerdings in Ordnung geht, da alle Messungen auf demselben Testsystem aufgenommen wurden.