Nachzureichen ist noch die Auswertung der Ersteindrucks-Umfrage zur GeForce RTX 3090, welche Ende September bis Anfang Oktober lief und im nachfolgenden Launch-Gewitter dann etwas untergegangen ist. Seinerzeit war logischerweise der Stand der Radeon RX 6000 Serie noch nicht bekannt, genauso wenig wie allerdings auch eine nachfolgende GeForce RTX 3080 Ti noch nicht auf dem Radar war. Somit konnte die GeForce RTX 3090 mehr oder weniger nur gegenüber der vorhergehenden GeForce RTX 3080 verglichen werden, was aufgrund der enormen Preis/Leistungs-Differenz nicht gut für die größere nVidia-Karte ausging: Kam die GeForce RTX 3080 noch auf 46,9% positiven Ersteindruck, fiel diese Wertung bei der GeForce RTX 3090 mit 14,2% (sehr viel) deutlich schlechter aus. Selbst wenn man einrechnet, dass 1000-Dollar-Karten diesbezüglich nie wirklich gut abschneiden, ist dieses Ergebnis doch historisch schlecht: Die GeForce RTX 2080 Ti kam noch auf 17,5% positiven Ersteindruck, die (Pascal-basierte) Titan X auf 19,6%, die (Maxwell-basierte) GeForce GTX Titan X auf 23,5% und die originale GeForce GTX Titan sogar auf 43,0%.
Für das schlechte Abschneiden der GeForce RTX 3090 gibt es mehrere Gründen, wobei zu hoher Preispunkt mit 51,3% (der Umfrageteilnehmer mit durchschnittlichem oder negativem Ersteindruck) samt zu geringer Mehrperformance mit 28,9% unter gewissem Blickwinkel als zwei Seiten derselben Medaille betrachtet werden können. Man kann hieraus allerdings auch auf die jeweils abweichende Intention der Umfrageteilnehmer schließen: Ein zu hoher Preispunkt ist für diejenigen störend, welche die gebotene Performance akzeptieren könnten – wenn es dafür einen annehmbaren Preispunkt gäbe. Sofern hingegen zuerst die geringe Mehrperformance stört, deutet dies eher eine (gewisse) Akzeptanz des Preispunkts an, wenn man dafür allerdings ordentlich Mehrperformance bekommen würde. Dies ist bei der GeForce RTX 3090 wie bekannt nicht der Fall – ganz im Gegensatz zur vorgenannten originalen GeForce GTX Titan, welche seinerzeit regelrecht eine neue Performanceklasse aufmachte und daher trotz des (damals ganz besonders) außergewöhnlichen Preispunkts von 999 Dollar üblicherweise sehr gut bewertet wurde.
Für weitere 15,6% der Umfrageteilnehmer mit durchschnittlichem oder negativem Ersteindruck ist dann der Stromverbrauch der GeForce RTX 3090 das größte negative Merkmal – kein Wunder, wenn nVidia mittels der Spitzenmodelle der Ampere-Generation erstmals die 300-Watt-Marke gleich derart deutlich durchbricht. Dass die GeForce RTX 3090 dennoch etwas für sich hat, zeigt das potentielle Kaufinteresse, welche trotz all der aufgezählte Nachteile sogar den Spitzenplatz im Segment der bisherigen 1000-Dollar-Karten erklimmt (wenngleich auf denkbar niedrigem Niveau). Die hierbei durch die GeForce RTX 3090 erzielten 5,3% konnten bisher weder GeForce RTX 2080 Ti (4,7%), Titan X (3,7%), GeForce GTX Titan X (2,4%) noch die originale GeForce GTX Titan (4,3%) toppen. An diesem Ergebnis dürfte aber sicherlich auch die Konditionierung der Grafikkarten-Käufer auf generell höhere Preislagen im Verlauf der letzten Jahre etwas bewirkt haben. Die Bereitschaft, über 1000 Dollar zu zahlen, ist naturgemäß höher, wenn dies nicht mehr etwas neues und außergewöhnliches darstellt wie es seinerzeit bei der 2013er GeForce GTX Titan der Fall war.
Gen, Release, Preis | positiv | durchschn. | negativ | Kaufint. | |
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GeForce RTX 3090 | Ampere, Sept. 2020, $1499 | 14,2% | 23,3% | 62,5% | 5,3% |
GeForce RTX 2080 Ti | Turing, Sept. 2018, $1199 | 17,5% | 19,6% | 62,9% | 4,7% |
Titan X | Pascal, Aug. 2016, $1200 | 19,6% | 24,1% | 56,3% | 3,7% |
GeForce GTX Titan X | Maxwell, März 2015, $999 | 23,5% | 29,8% | 46,7% | 2,4% |
GeForce GTX Titan | Kepler, Febr. 2013, $999 | 43,0% | 23,2% | 33,8% | 4,3% |
Interessanterweise ergibt sich abseits dieser Ergebnisse aus der Zeit des Launches der GeForce RTX 3090 zuletzt die spürbare Tendenz, die GeForce RTX 3090 inzwischen einigermaßen wohlwollender zu betrachten. Mit dem Launch der ersten Modelle der Radeon RX 6000 Serie, der nur zu extremen Preisaufschlägen verfügbaren GeForce RTX 3080 und dem Aufkommen einer breiteren Speichermengen-Diskussion hat sich die GeForce RTX 3090 gefühlt stärker von den anderen neuen HighEnd-Grafikkarten absetzen können, als es die erzielten Performance-Werte nominell ergeben. Anstatt also wie Blei in den Regalen liegen, setzen sich die GeForce RTX 3090 problemlos (und genauso oberhalb Listenpreis) ab, sobald mal etwas verfügbar wird. Ob dies nur eine Phase ist, welche primär durch die schlechte Verfügbarkeit der anderen HighEnd-Grafikkarten hervorgerufen wird, bleibt noch abzuwarten. Es scheint aber fast so, als könnte sich die GeForce RTX 3090 als Quasi-Ablösung der früheren Titan-Grafikkarten bei Enthusiasten-Gamern durchaus etablieren.
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